Turkmenistan will Wort «Coronavirus» nicht mehr erwähnen

Aschchabad (dpa) - Das autoritär geführte Turkmenistan
in Zentralasien will Medienberichten zufolge das Coronavirus aus dem
täglichen Sprachgebrauch verdrängen - notfalls auch mit Staatsgewalt.
Das Wort sei bereits aus Informationsbroschüren der Behörden über die

Krankheit gestrichen worden, berichteten unabhängige lokale Medien in
der Hauptstadt Aschchabad. Selbst wer die Pandemie
in Privatgesprächen erwähne, könne festgenommen werden. Auch die
Organisation Reporter ohne Grenzen kritisierte, die staatlich
kontrollierten Medien dürften das Coronavirus nicht mehr erwähnen.

«Die Weigerung, Informationen herauszugeben, gefährdet die Menschen
in Turkmenistan», teilte die Organisation am Dienstag mit. «Die
Behörden machen ihrem Ruf alle Ehre.» Das passe ins Bild des
autoritären Stils von Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow. Er hatte
erst vor mehr als zehn Jahren Unterrichtsverbot für Mathematik und
Fremdsprachen an Schulen aufgehoben.

Trotz der Weigerung, das Coronavirus zu erwähnen, ergreifen die
Behörden Vorsichtsmaßnahmen. An Bahnhöfen und Bushaltestellen wird
den Berichten zufolge die Temperatur gemessen. An gut besuchten Orten
und in Bankfilialen werden Feuchttücher ausgeteilt. Dort müssten sich
Menschen auch Desinfektionsspray in den Mund sprühen. Veranstaltungen
sind nicht verboten.

Offiziell habe sich niemand mit dem Virus infiziert, hieß es in den
Berichten. Es gebe aber bereits erste Fälle. In Turkmenistan am
Kaspischen Meer leben rund sechs Millionen Menschen. Das
abgeschottete Land liegt an der Grenze zu dem vom Sars-CoV-2-Virus
besonders stark betroffenen Iran.