96 000 NRW-Betriebe melden Kurzarbeit an - Betroffenenzahl unklar

Es ist ein erster Hinweis, wie schwer die Corona-Krise die
NRW-Wirtschaft trifft. Rund 96 000 Betriebe haben Kurzarbeit
angemeldet. Ein genaues Bild der Lage ist das aber noch nicht.

Düsseldorf (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen haben wegen der Folgen
der Corona-Krise bislang fast 100 000 Unternehmen Kurzarbeit
angezeigt. Bis zum 26. März seien bei den Agenturen für Arbeit rund
96 000 Anmeldungen eingegangen, teilte die Regionaldirektion NRW am
Dienstag mit. «Dabei handelt es sich um eine erste Hochrechnung, noch
nicht um statistisch belastbare Zahlen», sagte der Chef der
Regionaldirektion, Torsten Withake. Für eine genauere Bilanz der
Folgen der Pandemie für den Arbeitsmarkt sei der Zeitraum noch zu
kurz. «Das wird uns erst ab April möglich sein.»

Wie viele Menschen aktuell verkürzt arbeiten, lasse sich noch nicht
sagen. «Auch viele kleine Betriebe setzen jetzt, häufig zum ersten
Mal, auf Kurzarbeit», betonte Withake. Hinter jeder Anzeige von
Kurzarbeit könne sich ein kleines Unternehmen, ein Ladengeschäft oder
ein Handwerker verbergen - aber auch ein großer Mittelständler mit
Hunderten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Wenn Betriebe
Kurzarbeit planen, zeigen sie das bei der Agentur für Arbeit an. Nur
mit Anzeige ist später eine Zahlung des Kurzarbeitergelds möglich.

«Es ist genau der richtige Weg, den viele Unternehmen jetzt
beschreiten, wenn sie auf Kurzarbeit setzen», sagte
Arbeitsmarktexperte Withake. «Mit ihr kann Arbeitslosigkeit vieler
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vermieden werden.» Wenn die
Konjunktur wieder anspringe, hätten die Unternehmen das Personal, um
die Produktion hochzufahren.

Der Präsident der NRW-Unternehmensverbände, Arndt G. Kirchhoff,
betonte, die erweiterten Regelungen zum Kurzarbeitergeld seien kein
Geschenk an die Unternehmen. «Es geht um die Rettung von
Arbeitsplätzen, nicht um eine Umverteilung zugunsten der Wirtschaft.»
Sie sollten die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen stärken, um
Insolvenzen zu verhindern und damit Massenarbeitslosigkeit zu
vermeiden.

Auch die DGB-Landesvorsitzende Anja Weber betonte: «Kurzarbeit hilft,
Arbeitsplätze zu sichern.» Die Folgen seien für die Betroffenen aber

dramatisch. Beschäftigte in Kurzarbeit müssten teilweise auf bis zu
40 Prozent ihres Lohns verzichten. «Während Unternehmen gerettet
werden, fallen Beschäftigte auf Hartz IV zurück. Diese soziale
Schieflage muss dringend behoben werden», forderte Weber. Der
NRW-Rettungsschirm brauche deshalb einen Sonderfonds
«Kurzarbeitergeld Plus». Unternehmen müssten unterstützt werden, da
s
Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent aufzustocken. In einigen
Branchen regelten Tarifverträge diese Aufstockung bereits. Viele
Beschäftigte fielen aber nicht unter diesen Schutz.

Unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Krise war die Arbeitslosigkeit in
Nordrhein-Westfalen noch einmal gesunken. Zum Stichtag 12. März waren
in NRW 648 000 Menschen ohne Job, gut 6500 weniger als im Februar,
wie die Regionaldirektion mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahres-März
waren aber landesweit rund 13 500 Personen mehr arbeitslos gemeldet.
Die Arbeitslosenquote blieb auf dem Stand des Vormonats bei 6,7
Prozent. Deutschlandweit sank die Arbeitslosenquote um 0,2
Prozentpunkte auf 5,1 Prozent.