Linke: mehr Plätze in Thüringer Frauenhäusern schaffen

Erfurt (dpa/th) - Die Linke-Landtagsfraktion hat angesichts der
Ausgangs-Beschränkungen in der Corona-Krise eine Aufstockung der
Plätze in den Thüringer Frauenhäusern gefordert. Es sei zu erwarten,

dass Gewalt gegen Frauen aufgrund der angespannten Situation während
der Corona-Pandemie noch steigen werde, erklärte die Sprecherin für
Gleichstellungspolitik, Karola Stange, am Dienstag in Erfurt. Derzeit
stünden in den neun Thüringer Frauenhäusern sowie drei
Frauenschutzwohnungen insgesamt 141 Plätze zur Verfügung.

Vor allem die Landkreise hätten sich in der Vergangenheit aus der
Verantwortung genommen und Plätze in Frauenhäusern abgebaut. Oft
müssten Frauen in Orten wie Sömmerda oder Ilmenau nach Erfurt fahren,
um einen Platz zu bekommen. Ein Landesgesetz könnte dafür sorgen,
dass die Verantwortung von den Kommunen zurück zum Land gebracht und
gesichert werde, dass flächendeckend genügend Plätze vorgehalten
werden, so Stange. Die Frauenhäuser bräuchten außerdem einen
schnellen Notplan, der den Trägern der Häuser eine zusätzliche
Personalstelle zur Verfügung stelle.

Deutschland hatte 2017 einen völkerrechtlichen Vertrag ratifiziert,
der verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche
Gewalt schafft. Auf Grundlage dieser sogenannten Istanbul-Konvention
soll ein Frauenhausplatz pro 7500 Einwohner zur Verfügung stehen. Für
Thüringen mit rund 2,1 Millionen Einwohnern wären dies 287 Plätze in

den Frauenhäusern. Die Corona-Krise zwingt Menschen, in der Familie
zu bleiben. Hinzu kommen finanzielle Sorgen. Experten fürchten
deshalb eine Zunahme von Gewalt in der Familie.