GEW-Vorsitzender: «Es wird kein gerechtes Abitur geben»

Berlin (dpa/bb) - Die Abiturprüfungen ausfallen zu lassen, ist nach
Einschätzung des Berliner GEW-Vorsitzenden Tom Erdmann machbar. In
Berlin sind die Schulen seit Mitte März bis zum 20. April
geschlossen. «Wenn das öffentliche Leben dann wieder funktioniert,
sollten die Abiturprüfungen stattfinden», sagte Erdmann am Dienstag
der Deutschen Presse-Agentur. Aber das sei nicht absehbar. «Die
Bildungsverwaltung muss sich ab Ostern ernsthaft Gedanken machen, wie
ein Abitur ohne Prüfungen aussehen kann», forderte Erdmann.

In dem Fall würden alle Schülerinnen und Schüler ein Abi bekommen,
die zur Prüfung zugelassen waren. Die Abiturnote müsste sich dann auf
der Grundlage der bisherigen Leistungen berechnen, die auch sonst
ohnehin dreiviertel der Gesamtnote ausmachen. «Das hätte allerdings
den Nachteil, dass die Schüler ihre Noten nicht mehr verbessern
können», sagte Erdmann. «Es wird in diesem Jahr kein gerechtes Abitur

geben.» Denn keine Lösung werde allen gerecht.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte am Mittwoch vergangener Woche
beschlossen, dass Schulabschlussprüfungen in Deutschland trotz
Corona-Krise nach jetzigem Stand weiterhin stattfinden sollen. Sollte
das so sein, seien diejenigen benachteiligt, die sich zu Hause
schlechter darauf vorbereiten konnten, sagte der GEW-Vorsitzende.
«Nicht alle können dort gleich gut lernen.»

Die Prüfungsvorbereitungen seien ohnehin erheblich erschwert, etwa
weil die Bibliotheken geschlossen und keine Treffen von
Prüfungsgruppen möglich seien. Das gelte ähnlich auch für andere
Schulabschlüsse wie den MSA. Die gleichen Überlegungen wie zum Abitur
müssten auch in diesen Fällen angestellt werden, verlangte Erdmann.

Der Berliner GEW-Vorsitzende hatte bereits vor den Schulschließungen
gewarnt, die Prüfungen für MSA und Abitur könnten in diesem Jahr ein

Problem werden.