Bundesagentur äußert sich zur Kurzarbeit - DFL-Vereine erörtern Krise

Die Corona-Krise legt die Wirtschaft in Deutschland praktisch lahm.
Der Staat hilft mit massiven Eingriffen. Kurzarbeit ist eines der
wichtigsten Instrumente, um Entlassungen zu vermeiden. Die
Bundesagentur für Arbeit will dazu Stellung nehmen.

Nürnberg/Berlin (dpa) - Der massive Ansturm auf Kurzarbeit als eine
der Auswirkungen der Corona-Krise wird die Vorlage der März-Zahlen
der Bundesagentur für Arbeit (BA) überlagern. BA-Vorstandschef Detlef
Scheele wird am Dienstag gemeinsam mit Bundesarbeitsminister Hubertus
Heil (SPD) in Berlin vor die Presse treten. Erwartet werden dabei
auch Aussagen zum Ansturm auf Kurzarbeit. Die März-Zahlen selbst sind
zum Stichtag 12. März erhoben und berücksichtigen damit noch nicht
die ersten Auswirkungen der Krise.

Die Bosse der 36 Profivereine suchen derweil auf einer
Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga Antworten auf die
drängendsten Probleme der Krise (10.30 Uhr). In München berät
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) mit dem bayerischen Kabinett (10.30
Uhr) über Maßnahmen in der Corona-Krise. Dabei wird es unter anderem

um die bessere Verzahnung der Hilfsgelder aus Bundes- und
Landesmitteln gehen. CSU-Chef Markus Söder hat wiederholt vor einer
voreiligen Debatte über eine Exit-Strategie aus den derzeitigen
Beschränkungen gewarnt.

Mit Kurzarbeit will der Gesetzgeber verhindern, dass Arbeitnehmern
sofort die Entlassung droht, wenn ihr Betrieb wirtschaftlich in
Schwierigkeiten gerät. Hierbei wird die Arbeitszeit vorübergehend
verkürzt. Dadurch entgeht den Angestellten Lohn, der ihnen von der BA
teilweise ersetzt wird. Die Arbeitnehmer erhalten von der
Arbeitsagentur bis zu 60 Prozent des entgangenen Nettolohns, wenn sie
Kinder haben bis zu 67 Prozent.

Scheele hatte bereits vergangene Woche gesagt, er gehe in der
Corona-Krise von einem neuen Rekord bei der Kurzarbeit aus. In der
großen Finanzkrise 2008/2009 waren in der Spitze bis zu 1,44
Millionen Menschen auf Kurzarbeit angewiesen. Er gehe davon aus, dass
es diesmal deutlich mehr Menschen sein würden.

Die Coronavirus-Pandemie könnte auch die Fußballvereine in der ersten
und zweiten Liga hart treffen. Funktionäre mahnten in den vergangenen
Tagen wiederholt Solidarität an. Auf dem Prüfstand stehen der
Verteilerschlüssel für die TV-Gelder, ein möglicher Solidarfonds,
aber auch Übergangsfinanzierungen im Falle ausbleibender Tranchen aus
den Medienerlösen. Schon jetzt steht fest, dass eine Fortsetzung des
vorerst bis 30. April ausgesetzten Spielbetriebs - ein entsprechender
Beschluss auf der Mitgliederversammlung gilt als Formsache - nur ohne
Zuschauer möglich sein wird. Die Vereine dürften dadurch
Millionenverluste erleiden.

Branchenkenner rechnen auch für die Autohersteller mit massiven
Einbußen. Für den Fall, dass der Ausbruch des Erregers in zwei bis
drei Monaten erfolgreich eingedämmt werden könne und sich die
Wirtschaft danach nur schrittweise erhole, gehen die Experten des
Beratungsunternehmens McKinsey von jeweils mehr als fünf Millionen
weniger produzierten Autos in Europa und den USA aus. Das wäre in der
EU ein Minus von 30 Prozent zu den ursprünglichen Schätzungen, heißt

es in einer Untersuchung des Unternehmens. In den USA belaufe sich
der Rückgang auf 30 bis 35 Prozent.

Der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) sieht derweil für
großflächige Coronavirus-Tests in der Bevölkerung momentan keine
Möglichkeiten. «Die wünschenswerte «flächendeckende» Testung is
t
derzeit illusorisch», sagte der BDL-Vorsitzende Andreas Bobrowski der
Deutschen Presse-Agentur. Die Testmaterialien wie Entnahmesets und
Reagenzien für die Labore würden von Tag zu Tag knapper. Auch die
Lieferzeiten der ebenfalls erforderlichen PCR-Geräte seien derzeit
extrem lang. Bei PCR-Tests werden Abstriche aus Nase oder Rachen
genommen und im Labor mit Hilfe dieser Geräte auf Viren-Erbgut
untersucht.