Trump: Einreisestopp für Europäer soll verlängert werden

In den USA steigt die Zahl der Coronavirus-Infektionen weiter an. Die
Verlängerung der Schutzmaßnahmen wird auch Reisende aus Europa
betreffen. US-Präsident Trump gibt sich in der Diskussion um Tests
indes als Südkorea-Experte - und das geht nach hinten los.

Washington (dpa) - Der zunächst auf einen Monat begrenzte
Einreisestopp der USA für Besucher aus Europa zur Bekämpfung des
Coronavirus soll nach Angaben von US-Präsident Donald Trump
verlängert werden. Diese und ähnliche Beschränkungen würden in Kraf
t
bleiben und möglicherweise sogar verschärft werden, sagte Trump am
Montag bei einer Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses. Er
ließ offen, bis wann der Einreisestopp, der eigentlich Mitte April
auslaufen sollte, andauern soll. Die USA sind gemessen an der Zahl
der bestätigten Infektionen inzwischen weltweit am schwersten von der
Coronavirus-Pandemie betroffen.

WER NOCH IN DIE USA DARF

Trump hatte am Sonntag bekanntgegeben, dass die restriktiven
Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie in den USA
bis Ende April verlängert werden sollen. Seit Mitte März können
Menschen aus dem Schengenraum, Großbritannien und Irland nicht mehr
in die USA reisen. Ausgenommen davon sind US-Amerikaner, bestimmte
Diplomaten und Europäer, die eine langfristige Arbeitsgenehmigung in
den USA haben, eine sogenannte Green Card. Auch deren Angehörige sind
ausgenommen. Die Regelung sollte zunächst für 30 Tage gelten. 

WAS IST DRAN AN TRUMPS «MEILENSTEIN»?

Im Kampf gegen das Coronavirus haben die USA inzwischen nach Trumps
Angaben mehr als eine Million Menschen auf den Erreger getestet.
«Heute haben wir einen wichtigen Meilenstein im Krieg gegen das
Coronavirus erreicht», sagte Trump. «Wir haben bei weitem mehr Tests
ausgeführt als jedes andere Land auf der Welt.» Das stimmt in
absoluten Zahlen, aber nicht gemessen an der Bevölkerungszahl. So hat
beispielsweise Südkorea pro Kopf mehr Menschen getestet als die USA.

TRUMP ALS SÜDKOREA-EXPERTE?

Beim Thema Südkorea leistete sich Trump am Montagabend einen Lapsus.
Als ihn eine Reporterin auf den Pro-Kopf-Vergleich der Tests zwischen
den beiden Ländern ansprach, sagte er: «Ich kenne Südkorea besser als

jeder andere. (...) Wissen Sie, wie viele Menschen in Seoul sind?
Wissen Sie, wie groß die Stadt Seoul ist? 38 Millionen Menschen. Das
ist größer als alles, was wir haben.» Tatsächlich leben in der
Hauptstadt Seoul nach Angaben der südkoreanischen Regierung 9,7
Millionen Menschen - im ganzen Land sind es knapp 52 Millionen.

IMMER NOCH NICHT AUSREICHEND TESTS IN DEN USA

Auch wenn die Tests in den USA deutlich zugenommen haben, herrscht
immer noch ein Mangel. In einem am Montag online veröffentlichten
Gastbeitrag für die «Washington Post» schrieben Marylands Gouverneur

Larry Hogan - der wie Trump den Republikanern angehört - und
Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer (Demokraten): «Es gibt
einfach nicht genug Tests, medizinisches Material und andere
lebensrettende Geräte, um das Ausmaß dieser Pandemie zu bewältigen.
»

USA SPITZENREITER BEI CORONAVIRUS-INFEKTIONEN

Die Zahl der Toten durch die Lungenkrankheit Covid-19 stieg in den
USA unterdessen auf mehr als 3000. Das geht aus Daten der Universität
Johns Hopkins hervor, die am Montagabend (Ortszeit) 3008 Todesfälle
verzeichnete. Die Zahl der bestätigten Infektionen mit Sars-CoV-2 in
den USA stieg demnach auf mehr als 163 000. Damit gibt es in den
USA weiterhin mehr bekannte Infektionen als in jedem anderen Land der
Welt, noch vor Italien, Spanien und China. Bei der Zahl der Toten
liegen die USA hinter Italien, Spanien, China und Frankreich.

DIE ZAHLEN IN DEN USA NEHMEN DRAMATISCH ZU

Die Verbreitung der Coronavirus-Epidemie in den USA hat sich zuletzt
dramatisch beschleunigt. So hatte etwa die Zahl der bekannten
Infektionen erst am Freitag die Marke von 100 000 überschritten. Bis
zu dem Zeitpunkt waren rund 1500 Tote gemeldet gewesen. Die Webseite
der Forscher der Universität Johns Hopkins wird regelmäßig mit
eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand
bestätigter Infektionen als die offiziellen Zahlen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Gesundheitsbehörde CDC.

TRUMP SCHWÖRT DIE AMERIKANER AUF HOHE OPFERZAHLEN EIN

Trump hatte die Amerikaner am Sonntag auf dramatische Opferzahlen in
der Coronavirus-Krise vorbereitet. Wenn es gelingen sollte, die
Todeszahl durch Eindämmungsmaßnahmen auf 100 000 zu begrenzen, «dann

haben wir alle zusammen einen guten Job gemacht», sagte Trump.
Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Virus sollen jetzt bis Ende April
gelten. Trump zeigte sich optimistisch, dass bis zum Sommer das
Schlimmste überstanden sein könnte. «Wir können davon ausgehen, das
s
wir bis zum 1. Juni auf dem Weg der Erholung sind.»

HILFERUF AUS NEW YORK

Der US-Ostküstenstaat New York mit der gleichnamigen
Millionenmetropole hat sich zum Epizentrum der Coronavirus-Pandemie
in den USA entwickelt. Weil die Kapazitäten der Krankenhäuser dort
nicht auf die Ansteckung weiter Teile der Bevölkerung vorbereitet
sind, werden provisorische Kliniken aufgebaut und vorhandene
Einrichtungen mit zusätzlichen Betten aufgestockt. Auch ein
Lazarettschiff der Marine ist am Montag in New York ankommen.

New Yorks demokratischer Gouverneur Andrew Cuomo appellierte am
Montag an das medizinische Personal anderer US-Bundesstaaten: «Ich
frage Mitarbeiter des Gesundheitswesens im ganzen Land: Wenn die
Situation in Ihrer eigenen Gemeinde gerade nicht dringend ist, kommen
Sie bitte nach New York.» Es werde unbedingt Unterstützung für
Krankenschwestern und Ärzte gebraucht.

HOTSPOT KALIFORNIEN

Ein weiterer Hotspot ist Kalifornien an der US-Westküste. Dort werden
mindestens 50 000 zusätzliche Krankenbetten benötigt, um die
Versorgung von Patienten während der Corona-Krise zu bewältigten, wie
Gouverneur Gavin Newsom am Montag sagte. Mit einer neuen Initiative
wolle er in den kommenden Wochen zusätzlich 37 000 Ärzte, Pfleger,
Krankenschwestern und Pharmazeuten mobilisieren, etwa Personal aus
dem Ruhestand holen oder Studenten einsetzen, sagte der Demokrat.