Zum Start großer Andrang auf Corona-Soforthilfen in Sachsen-Anhalt

Viele Betriebe wissen nicht, wie sie die Ausfälle durch die
Corona-Krise bei weiter laufenden Kosten stemmen sollen. In
Sachsen-Anhalt ist jetzt das erste Hilfsprogramm gestartet. Das sorgt
sofort für einen Run auf die Geldspritze.

Magdeburg (dpa/sa) - In Sachsen-Anhalt können Unternehmen und
Selbstständige nun Soforthilfen zur Abfederung negativer
Corona-Folgen beantragen und machen davon rege Gebrauch. Das
entsprechende Formular ist seit den Montagmorgenstunden auf den
Internetseiten der landeseigenen Investitionsbank abrufbar, wie
Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) mitteilte.

Teams der Bank und des Ministeriums hätten bis Sonntagabend an den
letzten Details gefeilt. Bis zum frühen Abend (17.30 Uhr) reichten
rund 10 000 Betroffene ihre Anträge ein, wie das
Wirtschaftsministerium auf dem Kurznachrichtendienst Twitter
mitteilte. Das entsprach mehr als 1000 Anträgen pro Stunde. In den
Mittagsstunden hatten Bank und Ministerium bereits mehr als 5000
eingesandte Formulare gezählt.

Wer schnell sein will, kann den ausgefüllten Antrag einscannen und
per Mail an die Bank senden. Wer hingegen den Postweg wählt, muss
laut Investitionsbank mit längeren Bearbeitungszeiten rechnen. Das
Formular umfasst fünf Seiten. Abgefragt werden Grunddaten zum Betrieb
und zur Branche, der Grund für die existenzbedrohende Situation und
die Höhe der laufenden Kosten, die nicht anderweitig gedeckt werden
können. Zudem muss unter anderem versichert werden, dass die
bedrohliche Situation durch die Corona-Krise entstanden ist.

Es sei der denkbar unbürokratischste Antrag, der angesichts der
Verwendung von Steuergeldern denkbar sei, sagte Willingmann. Das Land
habe mit der hohen Nachfrage gerechnet. Die Investitionsbank habe
sich vorbereitet, um die Soforthilfen schnell auszahlen zu können. Es
müsse jedoch keiner Angst haben, zu kurz zu kommen. Anträge seien bis
Ende Mai möglich. Das Land werde genügend Mittel bereitstellen, damit
kein berechtigter Antragsteller leer ausgehe, so Willingmann weiter.

Die Soforthilfe kann von Selbstständigen, Freiberuflern, Land- und
Forstwirten, Künstlern sowie Firmen mit bis zu 50 Angestellten
beantragt werden, die aufgrund der Corona-Krise ihre laufenden Kosten
nicht durch andere Quellen decken können. Je nach Betriebsgröße sind

Zuschüsse zwischen 9000 und 25 000 Euro möglich, die nicht
zurückgezahlt werden müssen.

Dabei kommt die Hilfe für Betriebe mit bis zu zehn Beschäftigten aus
einem Bundes-Topf. Für größere Unternehmen mit bis zu 50
Beschäftigten stellt das Land mit einem eigenen erweiterten Programm
Soforthilfen bereit. Der Bund hat für ganz Deutschland 50 Milliarden
Euro eingeplant, Sachsen-Anhalt zunächst 150 Millionen Euro.

Das Land wies noch einmal darauf hin, dass als laufende Kosten unter
anderem Mieten, Pachten, Leasingraten, Versicherungen, Energie- und
Instandhaltungskosten, Beiträge zu Berufsorganisationen geltend
gemacht werden können. Umsatzausfälle und Lohnkosten seien über die
Soforthilfen hingegen nicht förderfähig.

Der Staat erweitert seit Wochen die Möglichkeiten von Erleichterungen
und Unterstützungen für Selbstständige und Unternehmen, damit sie die

Corona-Krise überstehen. Vielen ist wegen abgesagter Veranstaltungen
und Messen für mehrere Monate das Geschäft weggebrochen. Hinzu kommt,
dass strenge Schließungsverordnungen für alle Gaststätten, Kultur-,
Sport- sowie Freizeiteinrichtungen und viele Läden gelten, um die
Ansteckungsgefahr durch das neuartige Coronavirus von Mensch zu
Mensch zu minimieren. Auch Kitas und Schulen haben bis mindestens 19.
April geschlossen, sodass Eltern ihre Kinder zuhause betreuen müssen.

Im Gegenzug vereinfachte der Bund die Möglichkeit, Kurzarbeitergeld
zu beantragen oder Grundsicherung und Hartz IV zu bekommen. Viele
Steuern können gestundet werden. Der Bund kündigte ein großes
Darlehensprogramm an. Auch das will Sachsen-Anhalt nach Angaben von
Wirtschaftsminister Willingman ergänzen. Konkret geht es darum, dass
die Investitionsbank Kredite mit langen Laufzeiten anbietet, für die
zunächst weder Zinsen noch Tilgungsraten anfallen. Details will
Willingmann im Laufe der Woche bekannt geben.