Sparkassen-Präsident: KfW-Programm wird vielen Firmen nicht helfen

Vielen Unternehmen brechen in der Corona-Krise Umsätze und Aufträge
weg. Milliardenschwere Hilfsprogramme sollen die Not lindern. Nicht
alle Probleme werden so gelöst werden, sagt der Sparkassen-Präsident.

Frankfurt/Main (dpa) - Das KfW-Sonderkreditprogramm wird vielen
Firmen nach Einschätzung von Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis
zur Bewältigung der Corona-Krise wenig nutzen. Er sei sich zwar
sicher, «dass die Zahl der Kreditanträge für die verschiedenen
Förderprogramme von Bund und Ländern noch exponentiell ansteigen
wird», sagte Schleweis dem «Handelsblatt» in einem am Montag online
veröffentlichten Interview. «Klar ist aber auch: Manchen Unternehmen
wird man mit den bestehenden Förderprogrammen nicht helfen können.»

Kredite im Rahmen des KfW-Programms könnten «nur Unternehmen
erhalten, bei denen davon auszugehen ist, dass sie das Darlehen
innerhalb von fünf Jahren auch zurückzahlen können», begründete d
er
Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). «Bei
vielen Firmen aus Branchen, die unter der Corona-Krise besonders
stark leiden, ist dies aktuell nicht der Fall», sagte Schleweis.

«Bei Gastronomie, Hotels, Eventmanagement, Catering sowie in den
Sektoren Reise, Verkehr, Logistik, Touristik und Luftfahrt leben
viele Unternehmen von ihrem laufenden Umsatz, die Margen sind relativ
niedrig. Häufig haben solche Unternehmen auch relativ wenig
Rücklagen», sagte Schleweis. Trotz funktionierender Geschäftsmodelle

könnten solche Unternehmen entgangenen Umsatz nicht nachholen.

Seit dem 23. März können Firmen Mittel aus dem KfW-Sonderprogramm bei
ihrer Hausbank beantragen. Die staatliche Förderbank - und damit die
öffentliche Hand - übernimmt den Großteil des Risikos für den Fall,

dass Unternehmer das Geld nicht zurückzahlen können.

Bei Betriebsmittelkrediten und Investitionen kleiner und mittlerer
Unternehmen trägt die KfW 90 Prozent des Kreditrisikos. Bei größeren

Firmen sind es 80 Prozent. Für Kredite bis drei Millionen Euro pro
Unternehmen verzichtet die KfW auf eine eigene Risikoprüfung. Bei
Summen bis zehn Millionen Euro gibt es eine vereinfachte Prüfung. Die
Zinsen liegen je nach Größe des Unternehmens zwischen 1 und 2,12
Prozent bei Krediten mit fünf Jahren Laufzeit.

Bis einschließlich Freitag lagen der KfW 742 Anträge über insgesamt
gut 8,2 Milliarden Euro vor. Die meisten davon (718) hatten Zahlen
der Förderbank zufolge ein Volumen von bis zu 3 Millionen Euro.

«Bei den Sparkassen gab es im Zuge der Coronakrise bisher rund 300
000 Anfragen von Firmenkunden. Etwa in der Hälfte der Fälle konnten
wir zusammen mit den Unternehmen bereits eine erste Lösung finden»,
führte Schleweis aus. In den meisten Fällen sei es um den Umgang mit
bestehenden Krediten gegangen, zudem hätten Tausende Unternehmen sich
über bestehende Kreditlinien zusätzliche Liquidität gesichert.

Vorwürfen zum Beispiel aus der Wirtschaft, die Auszahlung der
Hilfsgelder gehe nicht schnell genug, begegnete Schleweis wie andere
Vertreter der Kreditwirtschaft mit dem Hinweis auf Kreditrisiken:
«Offensichtlich haben manche die politische Kommunikation so
verstanden, dass der Staat für alles haftet. Das ist aber nicht der
Fall. Die staatlichen Förderinstitute verlangen von den Hausbanken
bei Förderkrediten, dass sie bankübliche Standards einhalten.» Eine
«Kredit- und Risikoprüfung durch die Hausbank» sei «zwingend
vorgeschrieben», betonte Schleweis.