Regierung ringt in Corona-Krise um Eindämmmung der Lockerungsdebatte

Berlin (dpa) - Zehntausende Corona-Fälle in Deutschland, und der
Anstieg geht weiter: Die Bundesregierung versucht deshalb energisch,
die Debatte über eine Lockerung der Abwehrmaßnahmen einzudämmen.
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) warf den Befeuerern der Diskussion
Zynismus vor. «Es geschieht auch, um Leben zu rettten, und deshalb
ist es aus meiner Sicht zynisch, wenn einige jetzt beginnen, darüber
zu diskutieren, das gesundheitliche Fragen hintanstehen sollen und
dass wirtschaftliche Fragen vorangehen», sagte er am Sonntagabend im
ARD-«Bericht aus Berlin».

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schrieb auf Twitter:
«Öffentliche Forderungen nach Lockerung der Maßnahmen sind verfrüht

und deshalb falsch, solange eine deutliche Verlangsamung der Zahl der
Neuinfektionen nicht erreicht ist!»

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) wies darauf hin, dass einige
Bundesländer ihre Maßnahmen bereits auf den 20. April, also das Ende
der Osterferien, terminiert haben. Der Bund werde mit den
Ministerpräsidenten am Mittwoch erneut beraten. Die Dauer der
Kontaktbeschränkungen richtet sich nach seinen Worten nach der
Tragfähigkeit des Gesundheitssystems. Der «essenziellste Maßstab» s
ei
es, dass jeder stationär behandelt werden könne, für den dies nötig

sei, erklärte er in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». Dazu müsse die

Verdopplung der Infektionszahlen von derzeit alle sechs Tage auf zehn
oder mehr Tage verlangsamt werden.

Hamburgs Regierungschef Peter Tschentscher (SPD) riet im ZDF bei
Maybrit Illner: «Die Wirkungen solcher Maßnahmen kommt eben erst mit
einer bestimmten Verzögerung. Deswegen muss man jetzt wirklich die
Nerven behalten.» Und seine Kollegin in Mecklenburg-Vorpommern,
Manuela Schwesig (SPD), regte in den ARD-«Tagesthemen» gar, «dass wir

das Kontaktverbot Richtung Osterferien noch einmal uns anschauen
müssen und in meinen Augen eher noch konkretisieren und verschärfen
müssen».