Epidemiologe: Corona-Maßnahmen mehr auf Risikogruppen fokussieren

Berlin (dpa) - Der Epidemie-Experte Gerard Krause hat davor gewarnt,
mit extremen Abwehrmaßnahmen der Gesellschaft insgesamt zu schaden.
«Man muss aufpassen, dass man aus Ohnmacht vor dieser Situation nicht
überschießende Handlungen vornimmt, die möglicherweise mehr Schaden
anrichten können als die Infektion selbst», sagte der
Abteilungsleiter Epidemiologie am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum
für Infektionsforschung dem ZDF.

«Wir wissen, dass zum Beispiel Arbeitslosigkeit Krankheit und sogar
erhöhte Sterblichkeit erzeugt. Sie kann Menschen auch in den Suizid
treiben. Einschränkung der Bewegungsfreiheit hat vermutlich auch
weitere negative Auswirkung auf die Gesundheit der Bevölkerung»,
erklärte Krause.

«Ich bin der Meinung, dass wir den Schwerpunkt unserer Aufmerksamkeit
und auch unserer Ressourcen auf den Schutz des Risikogruppen richten
sollten und dass wir versuchen sollten, möglichst schnell diese sehr
generalisierten Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen zu
lockern, so früh es geht. Wir sollten uns darauf einstellen, das
frühzeitig und zugleich vorsichtig zu tun», sagte er.

Dennoch könne es Erkrankungen und Todesfälle auch bei jungen Menschen
geben. «Es könnte auch hier in Deutschland eine Phase geben, in der
möglicherweise nicht jeder beatmet werden kann, der beatmet werden
müsste. Ich glaube nicht, dass die Maßnahmen, wie auch immer sie
verschärft werden, in der Lage sind, das komplett zu verhindern. Wir
müssen als Gesellschaft verstehen, dass es Naturereignisse gibt, die
man nicht komplett ungeschehen machen kann.»