Deutschland registriert mehr Infektionen - Lichtblick in Italien

In Deutschland steigt die Zahl der erkannten Corona-Fälle weiter an.
Das Robert Koch-Institut mahnt zugleich vor einfachen
Zahlenvergleichen.

Berlin (dpa) - Innerhalb eines Tages ist die Zahl der registrierten
Corona-Infizierten in Deutschland um rund 4000 gestiegen. Das geht
aus den Daten hervor, die das Robert Koch-Institut (RKI) am Sonntag
veröffentlichte. Das ist zwar deutlich weniger als am Vortag, doch
hatten drei Bundesländer - Baden-Württemberg, Hessen und das Saarland
- dem RKI keine neuen Daten übermittelt. Die Zahl der vom RKI
registrierten Infektionen stieg um 3965 neue Fälle auf insgesamt
52 547 - das entspreche 63 pro 100 000 Einwohner (Stand 29.3., 0.00
Uhr). Insgesamt seien bislang 389 Infizierte gestorben. In Italien
gibt es einen Lichtblick, die Zahlen steigen deutlich langsamer als
noch vor einer Woche.

Weltweit waren nach Auskunft der Johns-Hopkins-Universität bis
Sonntagabend mehr als 33 000 mit dem Virus infizierte Menschen
gestorben. Den Angaben zufolge haben sich mehr als 700 000 Menschen
nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert. Rund 149 000 infizierte
Menschen seien inzwischen genesen. Experten gehen weltweit von einer
hohen Dunkelziffer aus. Es gebe in kaum einem Land genügend Tests, um
die Menschen flächendeckend zu untersuchen.

Nach den Daten der Universität verzeichneten die USA die meisten
registrierten Fälle aller Länder. Sonntagabend waren es mehr als
130 000 Infizierte. Es folgten Italien (97 689), China (82 122),
Spanien (78 799), Deutschland (60 659), Iran (38 309) und Frankreich
(38 105).

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, mahnte dazu,
nicht zu viel von den Zahlen abzulesen. «Alle schauen jetzt auf diese
Zahlen, vergleichen sie mit anderen Ländern. Das sind aber
Momentaufnahmen, und jedes Land funktioniert anders und befindet sich
in einem anderen Stadium», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung».

Die vergleichsweise geringe Sterblichkeit in Deutschland unter den
Corona-Patienten solle niemanden in falsche Sicherheit wiegen. «Das
liegt in erster Linie daran, dass wir so viele Menschen testen.
Dadurch haben wir auch die leichteren Verläufe in der Statistik»,
erläuterte er. Das bedeutet, es gibt einfach weniger Todesfälle im
Vergleich zu den registrierten Infektionen. «Außerdem hängt der
Anteil der Verstorbenen maßgeblich von den betroffenen Menschen ab.
Zunächst waren in Deutschland vornehmlich Menschen betroffen, die
nicht zu den Risikogruppen zählen, denn viele Übertragungsketten
standen in Verbindung zum Beispiel mit Skiurlauben. Wenn mehr
Übertragungen in Altenheimen oder Krankenhäusern stattfinden, steht
zu befürchten, dass der Anteil steigt.»

Südkorea - das in der Bekämpfung der Corona-Pandemie oft als Vorbild
genannt wird - sei mit Deutschland nicht leicht zu vergleichen.
«Südkorea hat eine andere Kultur, ein anderes Gesundheitssystem. Das
Virus verbreitete sich dort anfangs in einer eng umgrenzten
religiösen Gruppe, dadurch war der Ausbruch klarer umgrenzt als bei
uns in Europa. Die Menschen dort haben die Lage extrem ernst
genommen», erläuterte Wieler.

Die Nachverfolgung von Handydaten könnte helfen. «Aus deutscher Sicht
ist das unter anderem wegen des Datenschutzes problematisch.» In
Südkorea kann man auf dem Smartphones sogar Informationen über Alter,
Geschlecht und letzten Aufenthaltsort von Infizierten in der Nähe
erfahren.

Nach Daten der Deutschen Presse-Agentur sind in Deutschland bis
Sonntagabend 58 639 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert
worden. Das geht aus einer Auswertung hervor, die die gemeldeten
Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Besonders hohe Zahlen haben
Nordrhein-Westfalen mit 13 630 nachgewiesenen Fällen und 110 Toten
und Bayern mit 13 263 Fällen und ebenfalls 110 Toten. Gerechnet auf
100 000 Einwohner verzeichnet Hamburg mit einem Wert von 112,9 die
meisten Infektionen. Im Bundesschnitt waren es 70,5. Auch in
Deutschland rechnen Experten mit einer hohen Dunkelziffer. Mindestens
457 mit Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang
bundesweit gestorben.

Allein in einen Alters- und Pflegeheim in Wolfsburg sind 15 Menschen
in Folge einer Coronavirus-Infektion gestorben. Von etwa 165
Bewohnern des Hanns-Lilje-Heims waren am Samstag laut Gesundheitsamt
72 infiziert. Am Samstag war bekannt geworden, dass erstmals auch ein
Corona-Infizierter in Mecklenburg-Vorpommern gestorben ist. Damit
gibt es in jedem Bundesland nun Todesfälle im Zusammenhang mit dem
Erreger Sars-CoV-2.

In Italien hat sich der Anstieg der Neuinfektionen mit dem
Coronavirus deutlich verlangsamt. Aber auch am Sonntag gab es wieder
Hunderte Todesfälle. Wie der Zivilschutz am Abend mitteilte, stieg
die Zahl der Corona-Toten um 756 auf 10 779. Dies ist die höchste
Zahl weltweit. Die Gesamtzahl der Infizierten in Italien seit Beginn
der Pandemie stieg am Sonntag um 5217 auf jetzt 97 689. Der
Tagesanstieg ist deutlich geringer als am Samstag (5974) und
entspricht einer Zunahme um 5,6 Prozent. Vor einer Woche waren die
Zuwachsraten noch zweistellig.

Die Zahl der Genesenen nahm um 646 auf 13 030 zu. Gesundheitsminister
Roberto Speranza warnte davor, in den Anstrengungen im Kampf gegen
die Pandemie nachzulassen. «Das würde alles bisher Erreichte zunichte
machen», sagte er am Sonntag.

Spanien musste am zweiten Tag in Folge den Tod von mehr als 800
Corona-Patienten binnen 24 Stunden beklagen. Die Zahl der Todesopfer
sei um 838 auf mehr als 6500 geklettert, teilte das
Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Zur Bekämpfung des Virus
verschärft die linke Regierung nun das Ausgangsverbot. Die Zahl der
Infizierten stieg ebenfalls an. Am Sonntag lag sie bereits bei knapp
79 000 - gut 6500 mehr als am Vortag. Besonders betroffen ist die
Region um Madrid.