Spanien geht gegen Corona in «Winterschlaf» - Schon über 6500 Tote

Das Coronavirus treibt die Spanier in ein Wechselbad der Gefühle. Bei
der Zahl der Todesfällen werden täglich neue, traurige Rekorde
erzielt. Aber es gibt Zahlen, die Mut machen. Und ab Montag
verschärft Madrid die Gangart gegen das Virus.

Madrid (dpa) - Spanien hat am zweiten Tag in Folge den Tod von mehr
als 800 Corona-Patienten binnen 24 Stunden beklagen müssen. Die Zahl
der Todesopfer sei um 838 auf mehr als 6500 geklettert, teilte das
Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Ein neuer, trauriger Rekord in
dem von der Pandemie schwer betroffenen Land. Zur Bekämpfung des
Virus verschärft die linke Regierung nun das Ausgangsverbot. Ab
Montag gehe die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone in den
«Winterschlaf», wie Sprecherin María Jesús Montero sich kurz nach d
er
Billigung der Maßnahme durch den Ministerrat ausdrückte. Eine solche
Aktion sei auf der Welt «einzigartig».

Nicht nur die Zahl der Toten nahm am Wochenende deutlich zu. Die Zahl
der Infizierten stieg ebenfalls an. Am Sonntag lag sie bereits bei
knapp 79 000 - gut 6500 mehr als am Vortag. Besonders betroffen ist
die Region um Madrid, in der es bereits mehr als 22 000
Infektionsfälle und mehr als 3000 Tote gab.

Es gibt aber gute Nachrichten: Die Anstiegsraten gehen weiterhin
deutlich zurück. Bei den Todeszahlen betrug die Zunahme am Sonntag
nur noch knapp 15 Prozent, nach gut 17 Prozent am Samstag. Bei den
Infektionszahlen ging der Anstieg im Vergleich zum Vortag sogar um
fast vier Prozentpunkte auf neun Prozent zurück. «Das sind
ermutigende Daten», kommentierte der Leiter der Behörde für
Gesundheitliche Notfälle (CCAES), Fernando Simón. «Alle Indikatoren
zeigen eine gute oder sehr gute Entwicklung auf.»

Der Experte hob unter anderem hervor, dass bereits knapp 15 000 der
in Krankenhäusern behandelten Infizierten inzwischen wieder als
gesund entlassen worden seien. Man dürfe im Kampf gegen die Pandemie
aber auf keinen Fall nachlassen. Die Intensivstationen seien in sechs
Regionen des Landes am Limit, warnte Simón.

Die Staatssekretärin für Verkehr Maria José Rallo hatte auch gute
Nachrichten parat und versicherte, das seit dem 15. März und noch
mindestens bis zum 11. April geltende strikte Ausgangsverbot werde
von der großen Mehrheit der Bürger befolgt. «Das (die Krise) wird
bald zu Ende sein», sagte sie mit zuversichtlichem Lächeln.

Nach Italien ist Spanien in Europa vorerst aber weiterhin das Land
mit den meisten Corona-Fällen. Ministerpräsident Pedro Sánchez schlug

dem Ministerrat daher die Verschärfung der Ausgangssperre vor. Ab
Montag und bis zum 9. April müssen alle Arbeitnehmer, die in nicht
wesentlichen Sektoren tätig sind, zu Hause bleiben.

Das Gehalt soll den Betroffenen zwar weitergezahlt werden, die nicht
geleisteten Stunden sollen diese aber später nachholen. Bisher
durften alle Bürger, die nicht Homeoffice machen konnten, zum
Arbeitsplatz fahren. Vom auferzwungenen «Winterschlaf» sind vor all
em
Firmen der Industrie und des Baugewerbes betroffen. Die Verschärfung
der Ausgehverbots wurde von einigen Unternehmern und Politikern
kritisiert. Arbeitsministerin Yolanda Díaz betonte aber, man habe das
Allgemeinwohl im Blick und werde sich nicht unter Druck setzen
lassen.