«Wir brauchen einen langen Atem»: Musiker sitzen in Zentralasien fest Von Christian Thiele, dpa

Eigentlich wollten die beiden Musiker aus Berlin zurück von ihrer
Konzertreise sein. Doch wegen des Coronavirus gibt es keine Flüge
mehr von Tadschikistan nach Deutschland. Die Band Treptow sitzt fest.

Berlin/Duschanbe (dpa) - Die Berliner Rockband Treptow wollte längst
wieder zu Hause sein. Doch die Corona-Krise macht den beiden Musikern
Philipp Taubert und Lukas Lindner einen Strich durch die Rechnung.
Sie sitzen seit zwei Wochen in Tadschikistan in Zentralasien fest -
ohne gültiges Visum in der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik.
«Uns geht es gut», sagt Sänger und Gitarrist Taubert der Deutschen
Presse-Agentur in Moskau. «Wir wissen aber nicht, wie lange wir noch
hier sind.» Der Flughafen der Hauptstadt Duschanbe ist wegen der
Pandemie gesperrt.

«Der Frust ist jetzt deutlich weniger geworden», sagt Taubert.
Besonders in den ersten Tagen sei die unklare Lage aber frustrierend
gewesen: Gibt es einen Flug zurück nach Deutschland oder doch nicht?
Die beiden Berliner sind mittlerweile bei einer Mitarbeiterin der
deutschen Botschaft untergekommen. Zuvor gaben sie in Zusammenarbeit
mit der Auslandsvertretung der Bundesrepublik vier Konzerte in
Usbekistan und hatten einen Auftritt in Tadschikistan.

«Wir können hier nicht mit einem Heiko-Maas-Rückholflug rechnen»,
sagt Taubert mit Blick auf die vom deutschen Außenminister
organisierten Flüge, um gestrandete Urlauber zurück nach Deutschland
zu holen. Vielleicht biete eine tadschikische Airline in den nächsten
10 bis 21 Tagen einen Flug an, um festsitzende Deutsche und Europäer
auszufliegen. Ob das klappt, sei unklar. Vieles hänge auch davon ab,
wie sich bis dahin die Lage in Deutschland entwickelt.

Als die Musiker vor vier Wochen aufbrachen, gab es in der Hauptstadt
noch keine Ausgangsbeschränkungen. Während in Deutschland mehr als 40
000 Menschen mit dem hochansteckenden Virus infiziert sind, haben die
Behörden in Tadschikistan nach eigenen Angaben noch keinen einzigen
Fall registriert. Das hängt auch mit fehlenden Tests zusammen. Dort
müssen alle, die in das Land einreisen, zwei Wochen lang in
Quarantäne. Das habe bislang rund 5000 Menschen betroffen.

Die Rockband aus Berlin-Treptow, die ihre «kantige Gitarrenmusik in
die weite Welt hinaus exportiert», versucht das Beste aus der
Situation zu machen. «Wir haben uns ein Schlagzeug organisiert»,
berichtet Schlagzeuger Lindner. «Es gefällt uns hier ganz gut. Wir
können uns hier frei bewegen.» Ihre Reisepässe lassen die Musiker
vorsichtshalber in der Wohnung, falls die Polizei sie erwischt - in
der Hoffnung, dass die deutschen Diplomaten die Umstände erklären.

Es gebe Ideen, im nächsten Jahr mit einem Orchester aus Duschanbe
zusammenzuarbeiten, erzählt Lindner. Doch zunächst geht es zurück
nach Deutschland. Bis es soweit ist, benötigen die Musiker eines vor
allem: Geduld. Taubert sagt: «Wir brauchen einen langen Atem.»