Corona zeigt Wirkung: Wirtschaftskraft runter, Arbeitslosigkeit hoch

Die Volkswirte sind sich weitgehend einig: Die Corona-Krise trifft
auch die deutsche Wirtschaft ins Mark. Wie weit es nach unten gehen
wird, hängt vor allem von der Dauer des Stillstandes ab. Viele
rechnen bisher nur bis Mai.

Nürnberg (dpa) - Deutschland steuert wegen der Corona-Krise auf
schwere wirtschaftliche Zeiten zu: Die Volkswirte führender deutscher
Finanzorganisationen sagen einen herben Einbruch der
Wirtschaftsleistung um rund fünf Prozent voraus - ähnlich dem nach
der Finanzkrise 2009. Dabei gehen sie in ihren Rechenmodellen davon
aus, dass um Anfang Mai herum wieder weitgehend gearbeitet werden
kann - in den Augen von Medizinern eine optimistische Sicht auf die
Dinge. «Um die Ausbreitung des Covid-19-Virus zu verlangsamen, muss
die deutsche Wirtschaft derzeit eine notwendige Atempause einlegen,
die voraussichtlich ein bis zwei Monate dauern wird», sagte Katharina
Utermöhl von der Allianz-Gruppe in einer Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur (dpa).

«Es wird runtergehen, aber wir wissen nicht, wie weit», sagte
Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Nach Abklingen der Pandemie werde die Industrie in Deutschland
voraussichtlich nicht im selben Tempo hochfahren, wie sie jetzt
runterfährt. Denn die Industrie sei international stark vernetzt und
abhängig von funktionierenden Lieferketten.

Staatliche Stellen auf allen Ebenen hätten ein Sicherheitsnetz
ausgerollt, dass einen Umfang von 1,2 Billionen Euro habe und damit
etwa 30 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung entspreche, sagte
Allianz-Expertin Utermöhl, die einen Einbruch beim
Bruttoinlandsprodukt von rund fünf Prozent für 2020 vorhersagt.
«Dennoch gehe ich für März von einem rapiden Anstieg der
Arbeitslosigkeit aus», ergänzte sie.

Auch ihr Kollege Marc Schattenberg von der Deutschen Bank glaubt an
einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Sollte die Krise im Mai
weitgehend überwunden sein, geht er im Jahresschnitt von einem
Anstieg um etwa 0,5 Punkte auf eine Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent
aus - und ebenfalls von einem Absinken der Wirtschaftsleistung um 4,5
bis 5 Prozent.

Dass kein noch stärkerer Anstieg bei den Arbeitslosen zu erwarten
sei, erklärt Fritzi Köhler-Geib, Chef-Volkswirtin der KfW-Gruppe, mit
den Hilfspaketen der Bundesregierung. «Diese helfen besonders
betroffenen Betrieben über Liquiditätsengpässe hinweg und bewahren
sie vor der Zahlungsunfähigkeit», betonte sie. Sie rief dazu auf,
auch aus ökonomischen Überlegungen, die Vorgaben zur Kontaktsperre
einzuhalten. «Das rettet nicht nur Menschenleben, sondern trägt
entscheidend dazu bei, dass unsere Wirtschaft die Krise
schnellstmöglich und weitgehend unbeschadet überwindet.»

Schattenberg weist darauf hin, dass im Gegensatz zur
großen Finanzkrise 2009 diesmal nicht nur die Finanzbranche, sondern
auch der Dienstleistungssektor und die Exportwirtschaft stark
betroffen sei. «Es gibt jede Menge kleine Einzelunternehmer, die kein
großes Polster haben. Die können schnell in die Arbeitslosigkeit
fallen», sagte Schattenberg. Es sei deshalb wichtig, ein
realistisches Exit-Szenario aus dem wirtschaftlichen Stillstand
heraus zu entwerfen. «Wir sollten aus Angst vor dem virologischen Tod
nicht den ökonomischen Tod riskieren», sagte er. Nach Ostern müsse
auf jeden Fall über Lockerungsmaßnahmen gesprochen werden.