Erster Corona-Toter im Nordosten - Schwesig ruft zum Durchhalten auf

Lange war der Nordosten von Todesfällen im Zusammenhang mit dem
Coronavirus verschont geblieben. Nun ist ein 57-Jähriger gestorben.
Er war zuvor in Österreich Ski fahren. Die Ministerpräsidentin lehnt
derweil eine frühe Debatte über eine Lockerung der Maßnahmen ab.

Schwerin (dpa/mv) - Erstmals ist in Mecklenburg-Vorpommern ein Mensch
im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Es handelt sich
um einen 57-jährigen Mann aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim, der
Anfang März im Skiurlaub in Österreich war, wie das
Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. Ministerpräsidentin
Manuela Schwesig (SPD) rief die Menschen unterdessen zum
Zusammenhalten und zu Geduld auf.

Der Patient hatte neben einer bestätigten Infektion mit dem neuen
Coronavirus den Angaben zufolge chronische Vorerkrankungen. Seit etwa
einer Woche habe der Mann grippeähnliche Symptome gehabt. Wegen einer
akuten Verschlechterung seines Gesundheitszustandes sei er am Freitag
vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht worden - und dort
trotz intensivmedizinischer Behandlung am Samstagmorgen gestorben,
teilte das Ministerium mit. Mecklenburg-Vorpommern war das letzte
Bundesland ohne Todesfälle.

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen
Coronavirus lag am Samstagabend um 17.00 Uhr bei 348. Das sind 39
mehr als am Vortag, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales
(Lagus) in Rostock mitteilte. 28 Personen mussten oder müssen laut
Landesamt im Krankenhaus behandelt werden, 6 davon auf einer
Intensivstation. Am Vortag waren es noch 20 Patienten im Krankenhaus
gewesen.

Ministerpräsidentin Schwesig rief die Menschen im Land auf, in der
Corona-Krise zusammenzuhalten und die Regeln einzuhalten. «Ich weiß:
Es kostet Kraft, den Alltag unter all den Einschränkungen
hinzukriegen», sagte die Ministerpräsidentin laut vorab verbreitetem
Redetext in einer Fernsehansprache im NDR. «Danke für Ihre Geduld und
dafür, dass Sie sich an die Regeln halten!», sagte sie. «Wir werden
diese Geduld weiter brauchen.» Sie betonte: «Es ist viel zu früh, die

Lockerung von Maßnahmen zu diskutieren. Sie gelten bis einschließlich
19. April.»

Schwesig rief dazu auf, persönliche Kontakte weiter zu vermeiden und
Abstand zu halten. Dazu gehöre auch, auf Urlaubsreisen und
Familienbesuche zu verzichten. Ostern stehe vor der Tür. Eigentlich
wünsch man sich, wegzufahren, Familie und Freunde zu treffen. All das
sei nicht möglich. «Auch meine Familie verzichtet dieses Jahr auf den
Besuch zu Ostern, auch wenn es sehr schade für die Großeltern und für

meine Kinder ist», sagte sie weiter. «Bleiben Sie zu Hause, soweit es
möglich ist! Bringen Sie Ihre Liebsten nicht in Gefahr.»

Auch wenn Mecklenburg-Vorpommern bislang nicht so stark betroffen wie
andere Bundesländer ist, gebe es nun leider den ersten Todesfall. Den
Angehörigen wolle sie ihr aufrichtiges Beileid aussprechen. «Die Zahl
der Erkrankten wird weiter steigen - auch dann, wenn unsere
Schutzmaßnahmen wirken.» Ziel sei es, die Ausbreitung des Virus vor
allem zu verlangsamen.

«Wir können den Menschen, die uns nahe sind, auch mit Abstand zur
Seite stehen. Wir können telefonieren, schreiben, skypen und
aufeinander achtgeben», erklärte die Ministerpräsidentin und beendete

ihre Ansprache mit den Worten: «Halten Sie durch und halten Sie
zusammen! Dann stehen wir Corona durch. Wir sind stark genug dafür.
Unser Land ist stark genug dafür. Passen Sie auf sich auf und bleiben
Sie gesund!».

Schwesig und Innenminister Lorenz Caffier (CDU) hatten zuvor erklärt,
es werde keine Aufweichungen der restriktiven Regelungen geben.
Polizei und die Ordnungsbehörden würden weiterhin auf die Einhaltung
achten, hieß es in einer am Samstag verbreiteten Erklärung nach einer
Telefonkonferenz der beiden mit den Landräten der Kreise und
Oberbürgermeistern der kreisfreien Städte.

Auch an die Touristen gewandt erklärten sie: «Wir appellieren an die
Vernunft aller Menschen, die gerne zu uns ins Land kommen und unsere
Einwohner und Einwohnerinnen: Jetzt ist nicht die Zeit zum Reisen!»
Als Urlaubsland freue sich Mecklenburg-Vorpommern darauf, seine Gäste
nach der Bewältigung der Corona-Krise wieder zu begrüßen.

Die meisten Menschen in Mecklenburg-Vorpommern hielten sich nach
Erkenntnissen der Polizei am Samstag wieder an die wegen der
Corona-Pandemie erlassenen Kontaktbeschränkungen. Dies berichteten
die beiden Polizeipräsidien in Rostock und Neubrandenburg. Hin und
wieder gingen Anzeigen ein, weil sich mehrere Menschen in einer
Gruppe aufhielten. Dabei handele es sich aber meist um erlaubte
Zusammentreffen von Familienmitgliedern.