Fechter Hartung plädiert für Reformen in IOC und Athletenvertretung

Berlin (dpa) - Max Hartung hat als Vorsitzender des Vereins Athleten
Deutschland eine Professionalisierung des Internationalen Olympischen
Komitees gefordert. «Wenn die Verantwortung für Milliardensummen in
den Händen ehrenamtlicher Mitglieder liegt, zeigt dies massiven
Veränderungsbedarf in der Struktur des IOC», sagte der deutsche
Säbelfechter in einem Interview der «Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung».

Er glaube nicht, meine Hartung, dass das IOC den Anspruch erfüllt,
die Olympischen Spiele stellvertretend für den Weltsport zu
vermarkten. «Ich habe den Eindruck, dass dies nicht der Fall ist. Das
zeigt sich schon an Ticket- und Korruptionsskandalen», sagte der
30-Jährige.

Er sei von der Grundidee Olympias fasziniert. «Dies hat Jahre meines
Lebens geprägt. Erst das erschütterte Vertrauen in die Organisation
hat dazu geführt, dass ich sie hinterfrage. Ich würde es sehr
begrüßen, wenn man die Gelegenheit nutzen würde, das IOC jetzt neu
aufzustellen», erklärte Hartung.

Er hatte schon vor den Verschiebung erklärt, er werde nicht zu den
Spielen reisen, falls sie in diesem Sommer stattfänden. Er habe dabei
das Wort Boykott nicht benutzt, «und ich halte es auch nicht für das
richtige. Boykott ist für mich politisch motiviert und gegen jemanden
gerichtet. Das war bei mir nicht so. Ich habe einfach beschlossen,
dass ich die Olympia-Vorbereitung und die Reise, sollte sie
stattfinden, nicht guten Gewissens machen kann. Das war nicht gegen
das IOC gerichtet», meinte Hartung in dem FAS-Interview.

Der Fechter hofft auch auf Verbesserungen in der Athletenkommission
des IOC. «Ich fände es zum Beispiel gut, wenn die Athletenvertreter
mit Programmen antreten müssten, die man sich anschauen und auf die
man sie verpflichten kann. Ich glaube auch, dass man digital wählen
könnte, so dass die Wahl nicht während der Spiele stattfinden muss»,

schlug er vor. Und er fände es gut, betonte Hartung, wenn das Mandat
nicht für acht Jahre gelte und dann Schluss wäre, «sondern sich die
Athletenvertreter zur Wiederwahl stellen müssten und damit einer
Kontrolle unterlägen».