Jessen in Corona-Quarantäne - Bürgermeister: Stimmung besonnen

Jessen (dpa) - Die rund 8000 Bewohner zweier seit Donnerstag wegen
des Coronavirus abgeriegelten Jessener Ortsteile in Sachsen-Anhalt
haben aus Sicht des Bürgermeisters zumeist Verständnis für die
Maßnahmen. «Die Stimmung ist überwiegend vernünftig, klug und
besonnen», sagte Michael Jahn (SPD) am Samstag der Deutschen
Presse-Agentur. «Die Leute kennen schon die Gefahr.» Nur wenige
hätten es noch nicht verstanden. Die Einschränkungen seien schon
gravierend, es kämen auch Diskussionen auf, ob alles nötig sei.

Derzeit gibt es laut Jahn in der Stadt Jessen 43 bestätigte
Corona-Fälle von insgesamt 64 im gesamten Landkreis Wittenberg. Um
die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sind die Einwohner der beiden
Ortsteile Jessen und Schweinitz seit Donnerstag unter Quarantäne.
Zugangsstraßen sind abgeriegelt. Bewohner müssen in ihren Wohnungen
und auf ihren Grundstücken bleiben und dürfen sie nur verlassen, um
sich auf dem kürzesten Weg etwa mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

«Das trifft die Stadt schon extrem», sagte der seit 2015 amtierende
Bürgermeister. Die Stadt habe Erfahrung mit der Flut und mit Bränden,
aber jetzt könnten die Menschen dem Virus nichts entgegensetzen. Die
zwei Wochen, für die die Quarantäne nun erstmal angesetzt ist,
könnten sehr lang werden. «Am Anfang ist es noch wie ein
Ferienlager.» Es sei aber bei Familien schon das Dilemma zu merken,
wenn alle lange Zeit zusammen sein müssten. «Emotional wird es große

Probleme geben», so Jahns Einschätzung. Unter Druck kämen auch
Firmen, deren Mitarbeiter nicht mehr arbeiten dürften.