Ohnsorg-Theater durch Corona-Aufführungsstopp in Nöten

Hamburg (dpa) - Das seit mehr als 100 Jahren bespielte Hamburger
Ohnsorg-Theater ist durch die coronabedingte Unterbrechung der
Aufführungen in Finanznöte geraten. «Die nächste Spielzeit war scho
n
durchgeplant, auch in dieser Saison hätten wir noch drei große
Inszenierungen gehabt. Jetzt sind wir in akuten finanziellen
Schwierigkeiten», sagte Intendant Michael Lang am Samstag der «Bild».

«Ich mache mir Sorgen um den Fortbestand des Hauses.» Dennoch zeigte
sich der Theatermacher auch zuversichtlich, dass es mit dem Haus in
der Gemeinschaft mit den anderen Spielstätten in Hamburg weitergehen
werde.

«In dieser schwierigen Lage befinden sich aktuell alle
Kulturinstitutionen und die freischaffenden Künstler, wir sitzen alle
gemeinsam in einem Boot, zumal keiner seriös sagen kann, wann wieder
in den Theatern gespielt werden darf», sagte Lang der Deutschen
Presse-Agentur. «Aber alle zusammen werden wir das schaffen, wissen
wir doch auch unser Publikum, die Kulturbehörde und die Medien an
unserer Seite.»

Die niederdeutsche Bühne lebe von den Einnahmen an der Kasse,
ergänzte Lang in dem Blatt. «Die brechen jetzt weg.» Die Kosten aber

blieben. Außerdem sei das Haus in Vorleistung für noch ausstehende
Aufführungen gegangen. Dem Bericht zufolge will der Intendant
Kurzarbeit für die Mitarbeiter und vertraglich gebundenen
Schauspieler beantragen.

Wie andere Theater in der Hansestadt musste das Haus beim Hamburger
Hauptbahnhof wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus Mitte
März seine plattdeutschen Darbietungen einstellen. «Bis
einschließlich 30. April bleiben der rote Samtvorhang im
Ohnsorg-Theater ebenso wie die Tür zum Ohnsorg Studio daher
geschlossen», heißt es auf der Website.

Das Hamburger Ohnsorg-Theater ist in der deutschen Theaterlandschaft
eine Institution. Zu den Stars gehörten einst Heidi Kabel und Henry
Vahl. In der Saison 2017/2018 besuchten rund 128 000 Menschen die
Spielstätte, die Auslastung lag bei 71,2 Prozent. Das Ergebnis liege
etwas unter der schwarzen Null, sagte der Intendant mit Blick auf die
frühere Spielzeit.