Beratungsstellen: Menschen in Sexarbeit leiden stark unter Krise

Berlin (dpa) - Für viele Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen hat die
Corona-Krise nach Angaben mehrerer Beratungsstellen drastische
Auswirkungen. Besonders schwierig sei es für Menschen in der
sogenannten Armutsprostitution, sagte Anna Waxweiler von der
Fachberatungsstelle Prostitution in Hamburg. Viele hätten keinen
regulären Zugang zum Arbeitsmarkt, seien in den Prostitutionsstätten
untergekommen und stünden nun auf der Straße. Bund und Länder hatten

sich auf eine Schließung von Prostitutionsstätten, Bordellen und
ähnlichen Einrichtungen geeinigt.

Ralf Rötten, Geschäftsführer der «Hilfe für Jungs», betreut unt
er
anderem junge Männer, die in der Prostitution arbeiten. «Die sind in
einer sehr prekären Situation». Hausbesuche würden weiterhin gemacht,

sagte Rötten. Zwar rieten er und seine Kollegen davon ab. «Aber wenn
jemand in einer Notlage ist, dass er weder Obdach noch Essen hat, ist
das natürlich schwer.» Viele Männer hätten «absolute Existenznö
te»,
berichtete Rötten.

Die, die jetzt noch arbeiteten, seien besonders vulnerabel, sagte
auch Lonneke Schmidt-Bink vom Frauentreff Olga in Berlin. «Es bleiben
die, die obdachlos, suchtkrank, psychisch krank oder mittellos sind.»

Viele verdienten gerade so viel Geld, «dass sie mit Mühe und Not ihr
alltägliches Leben bestreiten können, finanzielle Rücklagen sind kaum

vorhanden», berichtete Manuela Göhring von der Beratungsstelle
Kassandra in Nürnberg.

Sobald der ökonomische Druck steige, stiegen einige der
Sexarbeiterinnen notgedrungen auch auf schlechte Angebote von
Kundinnen und Kunden ein, sagte Waxweiler von der Beratungsstelle in
Hamburg. «Der Druck ist so hoch, da nehmen die Frauen lieber mehr
Kunden für wenig Geld. Die Frauen werden erpressbarer.»