Coronavirus in der Türkei: Essenspakete für Alte - 92 Tote

Istanbul (dpa) - Die türkische Millionenmetropole Istanbul wird in
der Corona-Krise alte Menschen ohne Einkommen sechs Wochen lang mit
Lebensmittellieferungen unterstützen. Gouverneur Ali Yerlikaya sagte
am Freitag, dass ab Montag für rund 50 000 Menschen ab 65 Jahre 300
000 Essenspakete zur Verfügung gestellt würden. Die Kosten würden
weitgehend von Gebern gedeckt. Der bekannte Lieferservice Getir, der
zu den Spendern gehört, werde die Pakete zustellen. Seit Sonntag gilt
wegen der Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 landesweit eine
Ausgangssperre für Menschen ab 65 Jahren und chronisch Kranke.

Am Freitagabend gab Gesundheitsminister Fahrettin Koca neue Zahlen
bekannt, wonach binnen Tagesfrist weitere 17 Menschen am neuartigen
Coronavirus gestorben sind. Der staatlichen Nachrichtenagentur
Anadolu zufolge stieg damit die Gesamtzahl der virusbedingten Toten
in der Türkei auf 92. Bisher seien damit 5698 Fälle bestätigt - 2069

mehr als noch am Vortag. Unter Berufung auf Koca berichtete der
Staatssender TRT von bisher insgesamt 47 823 Tests.

Präsident Recep Tayyip Erdogan meldete sich am späten Abend zu Wort.
Eine landesweite Ausgangssperre verkündete er nicht, rief die
Bevölkerung aber dringend dazu auf, sich an das Prinzip der
freiwilligen Quarantäne zu halten. «Wir können am Rest der Welt
sehen, was passiert, wenn Menschen sich nicht an die Regeln halten.
Schaut Euch die Vereinigten Staaten an», sagte er. Erdogan sprach von
einem neuen Maßnahmenpaket. Die Einhaltung würde besonders in 30
Großstädten scharf beobachtet.

Erdogan sagte unter anderem, einige Orte wie Picknick-Areale,
archäologische Stätten oder Wälder würden an den Wochenenden
geschlossen, an Wochentagen werde Gruppenbildung dort nicht erlaubt.
Zudem dürften Reisen zwischen Städten nur noch mit Erlaubnis des
jeweiligen Provinzgouverneurs unternommen werden. Alle
internationalen Flüge würden eingestellt. Innenminister Süleyman
Soylu hatte Medienberichten zufolge zuvor gesagt, dass zwölf Städte
und Dörfer unter «Quarantäne» gestellt worden seien.

Ankara hat bereits zahlreiche Maßnahmen gegen die Verbreitung des
Coronavirus erlassen. Unter anderem sind Schulen, Universitäten,
Cafés und Bars geschlossen, Sport- und Kulturveranstaltungen wurden
abgesagt, gemeinsame Gebete in Moscheen verboten.

Am Morgen hatte das Innenministerium neue Regelungen für die Märkte
im Land verschickt. Dort dürfen nun nur noch «unverzichtbare» Artikel

wie Lebensmittel verkauft werden. Früchte und Gemüse, die lose
angeboten werden, müssten verpackt sein. Der Verkauf von Kleidern
oder Spielzeug sei bis auf Weiteres verboten.