Indigene ziehen sich vor Coronavirus tief in den Regenwald zurück

Rio de Janeiro (dpa) - Verschiedene Ureinwohner Brasiliens gehen zum
Schutz vor der Corona-Pandemie freiwillig in die Isolation. Wie das
Portal «G1» berichtete, hatten zwei Gruppen - die Guajajara und Awá
Guajá -, die im nördlichen Bundesstaat Maranhão auf eigenem Land
leben, entschieden, sich in den Regenwald zurückzuziehen. Nur
Angehörige des Dorfes dürfen das Gebiet noch betreten. Selbst
Indigenen anderer Dörfer und Mitarbeitern der Indigenenbehörde Funai
ist dies untersagt. Auch die Ashaninka im Westen Brasiliens hätten
sich zu diesem Schritt entschlossen, sagte Yvonne Bangert von der
Gesellschaft für Bedrohte Völker (GfbV).

«Sie begeben sich in die Tiefe der Wälder ihres Territoriums, zu dem
Außenstehende keinen legalen Zutritt haben.» Weil die Ureinwohner von
staatlicher Seite keinen Schutz zu erwarten hätten, würden sie sich
selbst helfen. Dass sich indigene Völker - in Brasilien sind es etwa
100 Ethnien - abschotten, hat auch damit zu tun, dass sie bereits
schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Während des Kautschuk-Booms im 19. Jahrhundert beispielsweise
schickten Händler Arbeiter in die Regenwälder Amazoniens, um den
Kautschuk-Saft aus den Bäumen zu zapfen. Infektionskrankheiten wie
Masern, Grippe oder einfach Erkältungen rafften Indigene im Kontakt
mit den Weißen dahin, weil sie keine Abwehrkräfte gegen diese Erreger
besaßen. Heute sind es Holzfäller, Goldsucher und andere
Eindringlinge, die den Lebensraum - und die Gesundheit - der
Indigenen gefährden.

Aber Ureinwohner kaufen teilweise auch in Städten ein und hängen von
Sozialprogrammen ab. Zugleich fehlt ihnen Ausrüstung wie etwa
Atemmasken. Die Sanitärärztin Sofia Mendonça von der
Bundesuniversität von São Paulo sagte: «Es besteht ein großes Risik
o,
dass das Virus sich über die indigenen Gemeinschaften verbreitet und
zu vielen Toten führt.»