Aufbaubank stundet Zinsen und Tilgung - Run auf Soforthilfe

Vom Industriebetrieb bis zum Reisebüro - die Probleme der Thüringer
Wirtschaft in der Corona-Krise sind groß. Verschiedene Hilfen bietet
der Staat jetzt an.

Erfurt (dpa/th) - Unternehmen in Thüringen müssen für Kredite der
Thüringer Aufbaubank vorerst keine Zinsen und Tilgungsraten zahlen.
Tilgung und Zinsen würden als Reaktion auf die großen Probleme der
Wirtschaft durch die Corona-Krise gestundet, teilte die Förderbank
des Landes am Freitag in Erfurt mit. Ziel sei, die wirtschaftlichen
Folgen der Krise für Unternehmen abzumildern, erklärte der
Vorstandsvorsitzende der Aufbaubank, Matthias Wierlacher.

Gleichzeitig hält der Run auf das Soforthilfeprogramm für
Selbstständige und kleine Unternehmen an, die durch die Krise und die
öffentlichen Einschränkungen wirtschaftlich in Not geraten. 20 000
Anträge seien in weniger als fünf Tagen gestellt worden, informierte
Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).

Um die Zins- und Tilgungsstundung per Ende März zu ermöglichen,
würden die Mitarbeiter der Bank an diesem Wochenende arbeiten. Das
sei nötig, um innerhalb weniger Tage technische Prozesse zu verändern
und mit Kunden und deren Hausbanken in Kontakt zu treten. Die
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht habe das Vorhaben
gebilligt.

Erste Banken und Sparkassen in Thüringen hätten angekündigt, von
dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen und Stundungen im Interesse
ihrer Firmenkunden großzügig zu nutzen.

Die Aufbaubank ist auch für die Abwicklung des Sofortprogramms mit
Einmalzahlungen an Selbstständige und kleinere Firmen. Die 20 000
Anträge auf einen Einmalzuschuss seien bei der Aufbaubank aber auch
bei den jeweils drei Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammern
eingegangen, so Tiefensee. Förderentscheidungen würden zügig
getroffen. Die Auszahlung der Gelder laufe.

Das Land habe in Rekordzeit eine förderrechtliche und finanzielle
Herkulesaufgabe bewältigt, erklärte der Minister. «Der Schutzschirm
für die Wirtschaft greift.» Ministerien, Aufbaubank und Kammern seien
an die Grenzen des Machbaren gegangen, um die Unternehmen nicht im
Regen stehen zu lassen.

Tiefensee begrüßte das nun vorgestellte Soforthilfeprogramm des
Bundes für Kleinstunternehmen und Solo-Selbstständige. Allerdings
hätte er sich gewünscht, dass dieses Programm ähnlich unbürokratisc
h
ausgestaltet worden wäre wie das des Landes. «Ein zweiseitiger
Förderantrag wird für die Bundesförderung nach jetzigem Stand nicht
reichen.» Trotzdem sei es wichtig, dass nun auch der Bund erhebliche
Mittel zur Unterstützung der Wirtschaft bereitstelle. Sobald die
Förderkriterien endgültig fixiert seien, werde die Antragstellung
ebenfalls über die Aufbaubank möglich sein.