Auch in Zeiten von Corona: Franzosen zum Diktat

Paris (dpa) - Buchstaben werden geschrieben, aber nicht
ausgesprochen: Die Franzosen werden wieder zum nationalen Diktat
aufgerufen - diesmal im Internet. Eigentlich hätte das traditionelle
«Dictée pour les Nuls» (etwa: Diktat für Nulpen) auf dem bekannten

Pariser Buchsalon Mitte März stattfinden sollen, das wegen der
Corona-Pandemie abgesagt wurde. Nun findet es an diesem Samstag um
15.00 Uhr auf der Facebook-Seite von «Pour les Nuls» statt.

Vorgelesen wird das mit vielen Schreibfallen gespickte Diktat von dem
Schriftsteller und Professor für französische Sprache und Literatur
Jean-Jospeh Julaud. Das «Dictée pour les Nuls» wird jährlich seit
2010 in den Kategorien Junioren, Amateure und Experten organisiert.

In Frankreich ist das Diktat ein Nationalsport. Zu den bekanntesten
Rechtschreibwettbewerben gehörte das «Dicos d'or» (etwa: Goldene
Diktate), das von Frankreichs Literaturpapst Bernard Pivot 1985 ins
Leben gerufen wurde und jährlich bis 2005 stattfand. Die kniffligen
Texte für Viertel-, Halb- und Endfinale wurden von einer
Sprachwissenschaftlerin und von Pivot selber verfasst.

Zu den Vorentscheidungen meldeten sich regelmäßig Hunderttausende
Rechtschreibliebhaber an. Im Jahr 1996 nahm auch der damalige
Kulturminister Jack Lang teil - allerdings außer Konkurrenz.
Frankreichs Kaiser Napoleon III. (1808 - 1873) soll bei einem von dem
französischen Schriftsteller Prosper Mérimée verfassten Text jedes
zweite Wort falsch geschrieben haben.