Bundesrat segnet Hilfspakete ab - Keine Lockerung der Beschränkungen Von Ulrich Steinkohl, dpa

Die Milliarden-Rettungspakete für Bürger und Unternehmen in der
Corona-Krise können in Kraft treten - der Bundesrat beschließt sie
einstimmig.

Berlin (dpa) - Die gewaltigen Hilfen in der Corona-Krise zur Rettung
von Arbeitsplätzen und Unternehmen, Unterstützung von Krankenhäusern

sowie zur Sicherung von Lebensunterhalt und Wohnung der Bürger können
fließen. Zwei Tage nach dem Bundestag hat ihnen am Freitag auch der
Bundesrat zugestimmt. Während die Infektions- und Todeszahlen weiter
steigen, wird in Deutschland bereits über eine Lockerung der erst
seit wenigen Tagen geltenden starken Ausgangsbeschränkungen
diskutiert. Die Bundesregierung lehnt die Debatte darüber jedoch als
verfrüht ab.

BUNDESRAT BESCHLIEßT CORONA-HILFEN

Einstimmig und ohne Debatte hat der Bundesrat am Freitag im
Schnelldurchgang die Hilfspakete der Bundesregierung in der
Corona-Krise beschlossen. Damit können nun große Firmen unter einen
600 Milliarden Euro umfassenden Schutzschirm schlüpfen und notfalls
auch ganz oder zum Teil verstaatlicht werden. Für kleine Firmen und
Selbstständige gibt es direkte Zuschüsse in Höhe von insgesamt 50
Milliarden Euro. Finanziert werden diese und andere Hilfen durch
einen Nachtragshaushalt mit einer Neuverschuldung von 156 Milliarden
Euro. Das Gesetzespaket muss nur noch durch den Bundespräsidenten
unterzeichnet und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden. Die
ersten Gelder sollen noch vor dem 1. April bei den Betroffenen
ankommen.

DEBATTE ÜBER LOCKERUNG DER BESCHRÄNKUNGEN

Die strengen Ausgangsbeschränkungen in Deutschland gelten erst seit
Montag - doch schon wird über eine Lockerung diskutiert. Der
FDP-Vorsitzende Christian Lindner begrüßte die Diskussion als ein
«positives Zeichen» für die Menschen im Land. Wann der richtige
Zeitpunkt für eine Lockerung sei, müssten die Gesundheitsexperten
entscheiden, sagte er im Deutschlandfunk. Dennoch sollte das
staatliche Handeln auf die Frage gerichtet sein, wann es wieder ein
normales Leben geben könne. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte
allerdings am späten Donnerstagabend in einer telefonischen
Pressekonferenz erklärt, man wisse noch gar nicht, ob die schärferen
Maßnahmen greifen. «Und deshalb muss ich die Menschen hier in
Deutschland wirklich hier um Geduld bitten.»

INFEKTIONS- UND TODESZAHLEN STEIGEN WEITER

In Deutschland sind bislang mehr als 43 700 Infektionen mit dem neuen
Coronavirus registriert worden. Das geht aus einer Auswertung der
Deutschen Presse-Agentur hervor, die die gemeldeten Zahlen der
Bundesländer berücksichtigt. Besonders hohe Zahlen haben
Nordrhein-Westfalen mit mehr als 11 500 nachgewiesenen Fällen und 85
Toten sowie Bayern mit mehr als 8800 Fällen und Baden-Württemberg mit
mehr als 8400 Fällen. Gerechnet auf 100 000 Einwohner verzeichnet
Hamburg mit einem Wert von 87,7 die meisten Infektionen. Mehr als 270
mit Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang gestorben.

USA ÜBERRUNDEN CHINA BEI INFEKTIONSZAHLEN

Die USA haben nach Angaben von US-Experten inzwischen mehr bekannte
Coronavirus-Infektionen als jedes andere Land der Welt. In den
Vereinigten Staaten gab es bis Freitagfrüh mehr als 85 900 bekannte
Infektionen, in China mehr als 81 700 und in Italien mehr als 80 500,

wie aus einer Übersicht der Johns-Hopkins-Universität in den
USA hervorgeht. US-Präsident Donald Trump telefonierte nach eigenen
Angaben mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und hob die gute
Zusammenarbeit im Kampf gegen die Corona-Pandemie hervor. «China ist
schon weit vorangekommen und hat ein großes Verständnis des Virus
entwickelt. Wir arbeiten eng zusammen. Großer Respekt!», schrieb
Trump auf Twitter.

GOTTESDIENSTLOSE ZEIT SCHMERZT EKD-RATSVORSITZENDEN 

Das Verbot von Gottesdiensten ausgerechnet in der Fasten- und
Osterzeit schmerzt den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. «Wir erleben eine
Situation, die wir so noch nie hatten. Es tut erstmal einfach weh,
weil die Kraftquelle, die ein solcher Gottesdienst für uns bedeutet,
nicht mehr zugänglich ist», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir müssen damit rechnen, dass um Ostern herum die Zahl der
Corona-Toten deutlich gestiegen sein wird. In dieser Situation
deutlich zu machen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, das ist
die Aufgabe unserer Osterpredigten.»

KURZARBEIT BEI DER LUFTHANSA

Die Lufthansa hat Kurzarbeit für Tausende ihrer Mitarbeiter in
Deutschland angemeldet. Geplant sei dies für rund 31 000 Beschäftigte
der Bereiche Kabine, Boden und Cockpit, sagte ein Sprecher am Freitag
in Frankfurt. Vereinbarungen gebe es bereits für die Flugbegleiter
und das Bodenpersonal, während eine Lösung mit der
Pilotengewerkschaft «Vereinigung Cockpit» noch auf dem Weg sei. Die
Kurzarbeit soll zunächst bis zum 31. August gelten. Wegen der
geringen Nachfrage in der Corona-Krise fährt der Luftverkehrskonzern
das Angebot seiner Fluggesellschaften europaweit immer weiter
herunter. Lufthansa hat angekündigt, von den rund 760 Flugzeugen der
Konzernflotte etwa 700 abzustellen und erst bei steigendem Bedarf
wieder zu aktivieren.

JOHANNES B. KERNER HAT CORONA ÜBERSTANDEN

Nachdem der Moderator Johannes B. Kerner Mitte März positiv auf das
Coronavirus getestet worden war, darf der Hamburger nun endlich
wieder raus. Prompt geriet er beim Spaziergang an der Alster in eine
Polizeikontrolle. «Die haben mich angehalten und wollten auch dieses
Schreiben sehen. Und das habe ich ihnen natürlich gezeigt», sagte der
55-Jährige in der Sky-Sendung «Matze Knops Homeoffice». Es ging um
das Schreiben des Gesundheitsamtes, in dem steht, dass seine
Quarantäne nun aufgehoben ist. Langeweile sei das schärfste Symptom
seiner Erkrankung gewesen, berichtete Kerner. Auch soziale Kontakte
hätten ihm gefehlt. «Das ganze digitale Zeug (..) kann das nicht
ersetzen.»