Verkehr in Corona-Zeiten: weniger Staus, weniger Unfälle

Das weitreichende Kontaktverbot wegen des Coronavirus ist noch keine
Woche alt. Im Straßenverkehr schlägt es sich aber bereits nieder.
Mancherorts geben die Menschen ob der freien Straßen aber auch zu
viel Gas.

Berlin (dpa) - Führt das Kontaktverbot wegen des Coronavirus auch zu
weniger Autoverkehr und damit auch zu weniger Unfällen auf den
Straßen? Erste Beobachtungen der Versicherer und der Polizei
bestätigen das: «Wir haben ganz offensichtlich deutlich weniger
Autoverkehr», sagt etwa der Leiter der Unfallforschung der
Versicherer, Siegfried Brockmann, der Deutschen Presse-Agentur. «Ich
bin überzeugt davon, dass wir in diesem Frühjahr einen deutlichen
Rückgang der Unfälle insgesamt, aber auch der Unfälle mit
Personenschaden, sehen werden.»

Der Versicherer HUK-Coburg registriert bereits jetzt weniger
Unfallmeldungen, wie eine Sprecherin sagt. Dass vielerorts weniger
Verkehr auf Deutschlands Straßen herrscht, zeigen zudem Daten des
Navi-Anbieters TomTom. Demnach schrumpfte das Verkehrsaufkommen im
Verlauf der vergangenen Woche in Köln, München, Hamburg und Frankfurt
drastisch im Vergleich zum Vorjahr.

Am Montag, 16. März - einen Tag, nachdem sich Bund und Länder auf ein
weitgehendes Kontaktverbot geeinigt hatten - waren laut TomTom-Zahlen
zur Feierabendzeit um 17 Uhr 8 bis 16 Prozent weniger Autos auf den
Straßen dieser Städte unterwegs. Am Donnerstag, 19. März - am Tag
nach der Fernsehansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel - waren
es zur gleichen Zeit in Hamburg bereits minus 38 Prozent, in
Frankfurt sogar minus 45 Prozent.

Weniger Fahrzeuge bedeutet offenbar auch: weniger Staus.
Die Stau-Gesamtlänge ging nach Angaben des ADAC von 14 500 auf gut
4900 Kilometer zurück. Und während die ADAC-Experten am Montag noch
840 Staus zählten, waren es am Freitag - für gewöhnlich einer der
staureichsten Wochentage - nur 396.

Weniger Fahrzeuge und damit auch weniger Verkehrsunfälle beobachtet
auch die Polizei in einigen Regionen Deutschlands. «Das ist im
Tagesgeschäft deutlich zu merken», sagt etwa ein Sprecher des
Polizeipräsidiums Nordhessen. Ähnlich in Rheinland-Pfalz: «Bei uns
kann sich keiner daran erinnern, dass es einmal an einem Wochenende
so wenige Unfälle gab», sagt ein Sprecher. Statt wie sonst etwa 130
Mal habe es «nur» 50 Mal gekracht. Der Verkehr sei deutlich weniger
geworden, genau wie die Unfälle, bestätigt auch ein Polizeisprecher
in Koblenz. Die Leute hielten sich spürbar an die
Ausgangsbeschränkungen.

Manche nutzten die freien Straßen allerdings auch zum rasen - etwa in
Hannover. Nach Angaben der Polizei führte dort die deutlich ruhigere
Verkehrslage wegen der Ausgangsbeschränkungen dazu, dass einige
Autofahrer zu schnell unterwegs waren.