Sportpsychologe Weidig: Gefühlschaos bei Sportlern nach Olympia-Aus

Hamburg (dpa) - Nach der Absage der Olympischen Spiele in diesem
Sommer in Tokio aufgrund der Corona-Pandemie sind viele Athleten nach
Aussage des Sportpsychologen Thorsten Weidig verunsichert. «Das geht
auch einher mit einem entsprechenden Gefühlschaos von Hilflosigkeit
und vielleicht auch Ängstlichkeit, aber auch Ärger, weil man sich
vorbereitet hat und jetzt nicht kann», sagte er im Interview der
Deutschen Presse-Agentur.

Die Sportler wüssten zwar, dass es im Moment Wichtigeres als Olympia
gibt. «Trotzdem sind die Gefühle ja da. Ich finde es erst einmal
wichtig, diese Gefühle zu akzeptieren und auch zuzulassen und sie
nicht wegzurationalisieren», meinte der 46-Jährige, der auch Sportler
am Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein betreut.

Die Verschiebung hat bei etlichen Olympia-Kandidaten nicht nur
Einfluss auf die sportlichen, sondern auch massiv auf ihre Lebens-
oder Berufspläne. Weidig rät daher, sich erst einmal nicht mit der
Aktualität zu beschäftigen. «Ich finde diese Distanzierung sehr
wichtig», sagte er, «weil sonst die Gefahr da ist, dass ich im
gedanklichen Hamsterrad drin stecke und mich von den aktuellen
Ereignissen - die sich nicht gut anfühlen - zu sehr negativ
beeinflussen lasse.»