Unctad erwartet Einbruch ausländischer Direktinvestitionen

Genf (dpa) - Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) dürften
infolge der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr nach Angaben der
UN-Wirtschaftsorganisation Unctad weltweit einbrechen. Das
Sekretariat der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad)
in Genf geht in einer neuen Prognose von einem Minus von 30 bis 40
Prozent gegenüber 2019 aus. Das wäre der größte Rückgang seit 20

Jahren. «Es wird lange dauern, bis die globalen ausländischen
Direktinvestitionen und die globalen Wertschöpfungsketten sich von
der derzeitigen Krise erholen», sagte Unctad-Ökonom James Zhan der
Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Genf.

Den Prognosen liegen die verheerenden Ertragseinbußen der 5000
größten multinationalen Unternehmen zugrunde. Das sind die Firmen,
die einen Großteil der FDI tätigen. Im Februar 2020 seien die
grenzübergreifenden Übernahmen von durchschnittlich 1 200 im Monat
(2019) auf 874 gefallen, und im März (bis zum 20. März) auf 385. Im
vergangenen Jahr betrugen die ausländischen Direktinvestitionen nach
Schätzung der Unctad 1,4 Billionen Dollar (knapp 1,3 Billionen Euro).

Fokus der UNCTAD ist die Förderung des Handels in und mit
Entwicklungsländern. Ausländische Direktinvestitionen gelten als ein
Mittel, um diese Länder aus der Armut zu holen.

Multinationale Unternehmen im Energie- und Grundstoffsektor seien
besonders getroffen, so die Unctad. Sie erlebten Einbrüche einerseits
durch den weitreichenden Wirtschaftsstillstand wegen des Virus, das
die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Getroffen seien sie auch
durch den Einbruch der Ölpreise. Die Ertragsschätzungen lägen im
Energiesektor gegenüber 2019 bei minus 208 Prozent, bei den
Fluggesellschaften bei minus 116 Prozent und in der Autoindustrie bei
minus 47 Prozent, so die Unctad.