Gabenzäune für Obdachlose stoßen auf geteiltes Echo

Mainz/Koblenz (dpa/lrs) - Äpfel, Zahnpasta und Kleidung: Viele Bürger
hängen derzeit bundesweit solche Dinge in Tüten an Zäune - als Hilfe

für Obdachlose, die besonders unter der Corona-Pandemie leiden. Auch
in Rheinland-Pfalz. Diese sogenannten Gabenzäune stoßen auf ein
geteiltes Echo.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte sie in einer am
Donnerstag veröffentlichten Videobotschaft. Als «Heldinnen und Helden
in der Corona-Krise» bezeichnete er Ärzte, Pfleger, Mitarbeiter von
Supermärkten und Menschen, die anderen helfen - auch mit dem
Bestücken von Gabenzäunen.

In Mainz, wo auch solche Angebote zu sehen waren, sagte Matthias
Bockius vom Polizeipräsidium jedoch: «Wir raten davon ab - wegen der
Gefahr von Ansammlungen von Menschen und der Virenübertragung.»
Direkt zuständig seien aber Ordnungsamt und Grundstücksbesitzer. Am
besten ist es laut Bockius, wenn die Gaben Hilfsorganisationen für
Obdachlose gegeben werden: «Das sind die Profis.»

In Koblenz nahmen am Donnerstag freiwillige Helfer auf Anweisung der
Stadtverwaltung Beutel mit Essen und Kleidung von einem Gabenzaun ab.
Nach ihrer Aussage hatte die Stadt auf das Infektionsrisiko
verwiesen.

Das Koblenzer Rathaus teilte mit: «Stehen die Zäune mit den Waren auf
öffentlichem Grund, liegt eine unerlaubte Sondernutzung vor, die die
Stadtverwaltung zwingt, die Gaben zu entfernen.» Die Gabenzäune seien
unnötig, weil Obdachlose auf vorhandene Hilfsangebote zurückgreifen
könnten. «Wenn die Zäune auf privatem Gelände stehen, wird die Stad
t
nicht einschreiten», hieß es weiter. Ein Stadtsprecher betonte: «Wir

wollen keine Spielverderber sein.»