Flüchtlingsrat-Kritik an Massenunterkünften wegen Corona

Schwerin (dpa/mv) - Die Erstaufnahmeheime für Asylbewerber in
Deutschland sind nach Einschätzung des Flüchtlingsrates
Mecklenburg-Vorpommern in der aktuellen Corona-Krise ein Problem.
Die Situation der Bewohner sei «besonders prekär», Behörden
riskierten die Gesundheit von Menschen, warnte die Vorsitzende des
Flüchtlingsrates, Ulrike Seemann-Katz, am Donnerstag.

Mehrbettzimmer, geteilte Sanitäranlagen sowie Speisesäle mit
Schlangen vor der Essensausgabe machten die von Bund und Land
angeordneten Kontaktbeschränkungen fast unmöglich. Dies treffe auch
auf Gemeinschaftsräume und Außenanlagen zu, die von Hunderten
Bewohnern gemeinsam genutzt werden müssten. Seemann-Katz forderte,
ältere Asylbewerber, Kranke, Schwangere und alleinstehende Mütter mit
minderjährigen Kindern in kleineren Einrichtungen unterzubringen.

In der Erstaufnahme des Landes in Schwerin-Stern Buchholz haben sich
nach Angaben der Stadtverwaltung bis zum vergangenen Dienstag 19
Menschen mit dem Coronavirus infiziert - das sind mehr als ein
Drittel aller zu dem Zeitpunkt nachgewiesenen Infektionen in der
Landeshauptstadt. Um weitere Infektionen zu verhindern, wurden die
positiv getesteten Asylbewerber separat in einer Einrichtung in
Parchim untergebracht, wie es hieß.

Innenminister Lorenz Caffier (CDU) wies den Vorwurf zurück, die
Behörden würden die Gesundheit der Geflüchteten riskieren. Alle
Anstrengungen würden unternommen, um eine Ausbreitung von Infektionen
in den Flüchtlingsunterkünften zu verhindern, betonte er. Auch in der
Erstaufnahme in Norstorf/Horst (Landkreis Ludwigslust-Parchim) gab es
demnach Infektionen mit dem Coronavirus, die Betroffenen wurden
ebenfalls nach Parchim gebracht. Alle Fälle hätten einen milden
Verlauf. Caffier zufolge werden derzeit alle Neuzugänge der
Erstaufnahme-Einrichtung, alle Bewohner mit Symptomen sowie
Kontaktpersonen getestet. Die Gruppenräume seien geschlossen, in
Stern Buchholz sei ein zweiter Speisesaal in einem angemieteten Zelt
eröffnet worden. Die Asylbewerber nähten derzeit auch
Mundschutzmasken für die Selbstversorgung.