Tui vor möglicher Einigung für Staatshilfe wegen Corona-Einbrüchen

Die Corona-Krise trifft vor allem Tourismus und Luftverkehr schwer.
Der Reisekonzern Tui setzt deshalb auf staatliche Hilfe. Es könnte
schon bald eine Lösung geben. Alle Kundenzahlungen seien abgesichert.

Hannover (dpa) - Tui soll in der Corona-Krise kurz vor einer Einigung
über staatliche Unterstützung in Milliardenhöhe stehen. Der Konzern
ist schon seit einigen Tagen in Gesprächen darüber, ob Mittel aus den
Hilfsprogrammen von Bund und Ländern beantragt werden. Jetzt stehen
nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg die Chancen gut,
zwei Milliarden Euro in Anspruch nehmen zu können. Ein Tui-Sprecher
sagte dazu am Donnerstag: «Wir sind in guten Gesprächen.» Es gebe
aber noch keine abschließende Entscheidung oder Zusage, betonte er.

Die Zahlungen von Kunden sind nach Angaben des Unternehmens derzeit
ausreichend abgesichert. Tui kündigte zudem an, dass Urlauber für den
Mai gebuchte Reisen gebührenfrei verschieben können. Der Anbieter
folgt damit anderen Großveranstaltern wie DER Touristik und FTI.

Dem Bericht zufolge haben sich Tui und die staatliche Förderbank KfW
auf die Bedingungen für Staatshilfen geeinigt. Demnach soll die KfW,
über die viele der öffentlichen Programme laufen, laut vorläufiger
Vereinbarung rund 80 Prozent der benötigten Darlehen gewähren. Die
übrigen 20 Prozent solle Tui von Geschäftsbanken erhalten. Diese
dürften das Paket in den nächsten Tagen freigeben, hieß es. Die
genaue Ausgestaltung könne sich allerdings noch ändern - ebenso der
Zeitplan. Die KfW äußerte sich in Frankfurt nicht zu dem Thema.

Wegen der Corona-Pandemie hat Tui sein Reisegeschäft sowie nahezu den
gesamten Kreuzfahrt- und Hotelbetrieb eingestellt. Für zahlreiche
Beschäftigte wurde Kurzarbeit angezeigt - in einigen Bereichen bis in
den September hinein. Der Konzern hatte schon Mitte März
grundsätzlich beschlossen, im Kampf gegen die Krise Staatsgarantien
beantragen zu wollen. Am Mittwoch hatte es geheißen, man warte
vorerst noch die formalen Beschlüsse von Bundestag und Bundesrat ab.

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich
für eine staatliche Unterstützung des Unternehmens mit Hauptsitz in
Hannover ausgesprochen. Tui sei eigentlich «kerngesund», sagte er der
dpa - das Geschäftsmodell sei durch die Viruskrise nun aber
unverschuldet in große Gefahr geraten. Die Tui-Aktien reagierten am
Donnerstag mit Kursgewinnen auf die Nachricht, dass der
Reiseveranstalter nun konkrete Hilfen bekommen könnte.

Die gesamte Reisebranche ist von den wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Krise besonders stark betroffen. Die Buchungen sind im Keller,
viele Länder haben den normalen Luftverkehr unterbrochen. Tui-Chef
Fritz Joussen schlägt auch einen harten Sparkurs ein. Nun müsse
unbedingt «das Geld zusammengehalten» werden, sagte er kürzlich.

Tui Deutschland hat bis zunächst zum 30. April alle Reisen abgesagt.
Wie mögliche Storno-Regelungen aussehen könnten, war zuletzt noch
unklar. Der Konzern betonte, dass es für geleistete Kundenzahlungen
eine hinreichende Versicherungsdeckung gebe. Man spreche derzeit mit
den Versicherern des Unternehmens sowie mit der Finanzaufsicht Bafin
über den entsprechenden Schutz für Pauschalreisen und werde die
«jeweiligen Verpflichtungen fristgerecht erfüllen», hieß es.

Tui widersprach einem Bericht, wonach im Fall zu geringer Deckung
Ende April das Auslaufen der Betriebserlaubnis für das deutsche
Pauschalreisegeschäft drohen könnte: «Selbstverständlich wird die T
ui
über den 28. April hinaus weiterhin Pauschalreisen verkaufen. Das war
zu keinem Zeitpunkt fraglich und wird es auch nicht sein.» Die Bafin
hatte bereits im vergangenen Herbst nach der Pleite des
Branchenriesen Thomas Cook die Absicherung von Kundenzahlungen genau
unter die Lupe genommen. Sie soll Nachbesserungen des bisherigen
Modells für gegenseitige Haftungen im Insolvenzfall fordern.