Wohl mehr Privatinsolvenzen wegen der Corona-Pandemie

Die Zahl der Privatinsolvenzen wird wegen der Corona-Pandemie wohl
steigen. Die Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel rechnet mit einem Plus
von mindestens zehn Prozent. Auch das Fundbüro hat deutlich weniger
Arbeit. Denn wer das Haus nicht verlässt, verliert auch nichts.

Hamburg (dpa/lno) - Die Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel erwartet in
diesem Jahr wegen des neuartigen Coronavirus deutlich mehr private
Insolvenzen. «Das Coronavirus wird die Wirtschaft schwer belasten,
wobei die Auswirkungen heute noch gar nicht abschätzbar sind», sagte
Geschäftsführer Christian Bock am Donnerstag in Hamburg. «Wir müsse
n
jedoch davon ausgehen, dass es in der Folge auch wieder mehr
Privatinsolvenzen in Deutschland geben wird.» Gegenwärtig rechne er
mit einem Anstieg um mindestens zehn Prozent. 2019 mussten in Hamburg
2516 Männer und Frauen den Weg zum Insolvenzgericht antreten, weil
sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen konnten. Das waren 3,3 Prozent
weniger als im Jahr zuvor.

Um Verluste wegen der Corona-Krise etwas abzufedern, können Imbisse
und Kioske, Bäckerei-Shops und Blumenhändler sowie andere
Gewerbetreibende in Hamburger U-Bahn- und an Bus-Umsteigestationen
ihre Mieten vorübergehend stunden lassen. Dazu müssen sie bei der
Hamburger Hochbahn als Vermieterin einen entsprechenden Antrag für
die Monate April, Mai und Juni stellen, wie die Wirtschaftsbehörde
mitteilte. Der Zahlungsaufschub sei bis zum 31. Dezember möglich.

Nicht nur Ladenbesitzer, auch die Mitarbeiter das Hamburger Fundbüros
haben wegen der Corona-Pandemie weniger zu tun. «Wir erhalten noch
Einlieferungen, im Zuge der sich entwickelnden aktuellen Situation
gehen diese aber verständlicherweise merklich zurück», sagte ein
Sprecher des Fundbüros der Deutschen Presse-Agentur. Im März wurden
bislang nur rund 2000 Fundsachen abgegeben. Im Jahr zuvor waren es
gut 3200, hieß es. «Der bisher im Monat März zu verzeichnende
deutliche Rückgang lässt sich wohl aller Wahrscheinlichkeit nach
damit erklären, dass die Menschen jetzt ihre eigenen vier Wände
seltener oder vielleicht sogar gar nicht verlassen.»

Die wie das Fundbüro geschlossene Elbphilharmonie verlagert viele
ihrer Angebote ins Internet. «Unter dem Titel #ElphiAtHome spielen
wir über unsere Kanäle ein vielfältiges Programm aus, zu dem
virtuelle Hausführungen («ZuHausführungen») ebenso gehören wie
halbstündige Konzerte in kleinen Besetzungen, die wir aktuell im
leeren Großen Saal der Elbphilharmonie mit unseren ferngesteuerten
Kameras aufnehmen», teilte das Konzerthaus mit. Zudem ist ein
regelmäßiges Kinderprogramm geplant und jeden Abend werden Konzerte
aus der Elphi oder anderen Konzerthäusern live übertragen.

Praktische Nachbarschaftshilfe bietet in Hamburg-Eimsbüttel Gisella
Pindinello. Die 79 Jahre alte gelernte Schneiderin aus Racale, einer
kleinen Gemeinde in Süditalien, hat für Nachbarn und Freunde schon
mehr als hundert Schutzmasken genäht. Aus buntem Stoff und
Gummischlaufen schneidert Pindinello in ihrer kleinen Eimsbüttler
Wohnung Schutzmasken - und verschenkt ihre «Mascherinas» (italienisch
für «Masken») an alle, die sich in der Corona-Krise vor einer
Tröpfcheninfektion schützen wollen.

Hamburger Besitzer eines Wohnhauses in St. Peter-Ording dürfen
weiterhin nicht an ihren Zweitwohnsitz reisen. Das
schleswig-holsteinischen Verwaltungsgericht wies deren Antrag zurück,
trotz Verfügung des Kreises Nordfriesland zu ihrem Haus an der
Nordsee zu fahren. Bei ihrer Entscheidung haben die Richter dem
öffentlichen Interesse am Schutz vor der weiteren Verbreitung des
Coronavirus und der Sicherstellung der Leistungsfähigkeit
krankenhäuslicher Versorgung «ein überragendes Gewicht beigemessen»
,
wie eine Gerichtssprecherin mitteilte.

Am Montag hatte der Kreis Nordfriesland, zu dem auch die Nordseeinsel
Sylt gehört, Menschen mit Erstwohnsitz außerhalb des Kreises, die
Anreise und Nutzung ihrer Nebenwohnungen aus touristischen Gründen
oder zu Freizeitzwecken untersagt. Die entsprechende
Allgemeinverfügung soll die weitere Verbreitung von Infektionen mit
dem SARS-CoV-2-Virus eindämmen.