Coronavirus: Lage am US-Arbeitsmarkt verschlechtert sich dramatisch

Das öffentliche Leben in den USA ist wegen des Coronavirus zum
Erliegen gekommen. Die Wirtschaft befindet sich im Sinkflug. Jetzt
steigt auch die Arbeitslosigkeit rasant an.

Washington (dpa) - Wegen der Zuspitzung der Corona-Krise in den USA
sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erneut dramatisch
angestiegen. Ihre Zahl hat sich in der Woche bis 28. März von 3,3
Millionen auf nunmehr 6,65 Millionen etwa verdoppelt, wie das
US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Die Zahl der
Erstanträge in der Vorwoche war bereits die höchste seit Beginn der
Erfassung der Daten gewesen, nun gibt es abermals einen Rekord.

Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung
des Arbeitsmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt. Sie deuten
inzwischen auf einen dramatischen Wirtschaftseinbruch infolge der
Corona-Krise hin. Bis vor wenigen Wochen hatte die Zahl der
Erstanträge noch regelmäßig unter 100 000 pro Woche gelegen.

Die rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 hat das
öffentliche Leben in weiten Teilen der USA zum Erliegen gebracht.
Rund drei Viertel der rund 330 Millionen Amerikaner unterliegen nun
von Bundesstaaten verhängten Ausgangsbeschränkungen. Viele Geschäfte

sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, zahllose
Reisen wurden abgesagt.

Viele Mitarbeiter geschlossener Unternehmen müssen daher
Arbeitslosenhilfe beantragen. Entlassungen sind in den USA in der
Regel wesentlich schneller möglich als etwa in Deutschland. In den
USA gab es bislang auch keine Regelung wie das Kurzarbeitergeld, um
den in Krisensituationen zu stabilisieren.

Mit einem Konjunkturpaket, mit dem der US-Kongress rund 2 Billionen
Dollar in die Wirtschaft pumpen will, wurde die bislang sehr
begrenzte Arbeitslosenhilfe vergangene Woche ausgeweitet. Nun soll es
Arbeitgebern auch möglich sein, Angestellte für bis zu vier Monate zu
beurlauben anstatt sie zu entlassen. In dieser Zeit würde der Staat
für das Gehalt aufkommen. Die Neuregelung hatte auf die jüngsten
Erstanträge bis vergangenen Freitag aber wohl noch kaum Auswirkungen.

Das gesamte Ausmaß der wirtschaftlichen Verwerfungen der
Coronavirus-Pandemie ist immer noch nicht absehbar. Viele Analysten
befürchten inzwischen aber einen dramatischen Einbruch im zweiten
Quartal und eine Rezession aufs ganze Jahr betrachtet.

Die Arbeitslosenquote im Februar - also noch vor der rasanten
Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 in den USA - lag bei niedrigen 3,5
Prozent. Das war der niedrigste Stand seit Jahrzehnten. Die Zahlen
für März sollen am Freitag veröffentlicht werden. Aufgrund einer
verzögerten Datenerhebung rechnen Analysten jedoch damit, dass die
Zahlen noch nicht den jüngsten dramatischen Anstieg abbilden werden.

Bis Anfang Februar brummte die US-Konjunktur noch, an der Börse
wurden Höchststände vermeldet und Experten rechneten mit einem
Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent. Präsident Donald Trump,
der sich im November um eine Wiederwahl bewirbt, rühmte sich seiner
erfolgreichen Wirtschaftspolitik. Doch die rasante Ausbreitung des
Coronavirus seit Anfang März machte die guten Konjunkturaussichten
zunichte. Trump verspricht derweil, die Wirtschaft werde nach dem
Ende der Epidemie wieder «wie eine Rakete» durchstarten.

In den USA gab es bis Donnerstagmorgen (Ortszeit) Forschern der
Universität Johns Hopkins zufolge rund 220 000 bestätigte Infektionen
mit dem neuartigen Coronavirus. Mehr als 5000 Menschen sind infolge
der vom Virus ausgelösten Erkrankung Covid-19 gestorben.