Corona-Krise: «Keine gravierenden Ausfälle» auf Autobahn-Baustellen

Kontaktverbote in der Corona-Krise machen es möglich: Viele Menschen
arbeiten im Home Office, die Zahl der Unfälle angesichts leerer
Straßen sinkt. Eine gute Zeit für Bauarbeiten auf den Autobahnen?

Hannover (dpa/lni) - Trotz der Corona-Krise gibt es bislang keine
Anzeichen von Verzögerungen bei den Bauarbeiten auf Niedersachsens
Autobahnen. Mögliche Auswirkungen auf das diesjährige Bauprogramm
seien aber nicht auszuschließen, sagte Heike Haltermann, Sprecherin
der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, am

Donnerstag. Die Lage entwickele sich in der Krise dynamisch, die
Folgen für das Baugeschehen auf den Autobahnen seien daher «nicht
abschätzbar». Nach Angaben von Jörn Makko, Hauptgeschäftsführer d
es
Bauindustrieverbandes Niedersachsen-Bremen, sind bisher «keine
gravierenden Ausfälle bekannt».

«Unsere Straßenbauer arbeiten weiter, um unsere Infrastruktur in
Schuss zu halten», sagte Makko. Dem Bau sei seine Bedeutung als
«Schlüsselindustrie für unsere Gesellschaft» bewusst. Auch von
Verzögerungen gehe er nicht aus. In der Bauindustrie gebe es
vereinzelt Fälle häuslicher Quarantäne, aber der Krankenstand liege
im jahreszeitlich üblichen Rahmen. Mit Blick auf möglicherweise wegen
der geschlossenen Grenzen fehlenden osteuropäischen Arbeitskolonnen
sagte er, diese spielten im Autobahnbau «eine eher untergeordnete
Rolle».

Gebaut werden soll laut Landesbehörde etwa auf der A1, auf der A7
beim Autobahndreieck Salzgitter, zwischen Mellendorf und der
Raststätte Allertal sowie zwischen Bispingen und Soltau-Ost, außerdem
auf der A28, der A30, der A31, der A39 und der A280. Beginnen solle
außerdem der sechsspurige Ausbau auf der A1 zwischen Bramsche und
Lohne/Dinklage - auf über 29 Kilometern Länge. Möglicherweise von
Verzögerungen betroffene Projekte könnten noch nicht identifiziert
werden.

Nach Angaben von Lars Keller, Vorsitzender der Landesfachabteilung
Straßenbau im Bauindustrieverband, wollen die Beschäftigten arbeiten
- «da viele von ihnen in den letzten Monaten schon durch die
saisonale Kurzarbeit wegen Schlechtwetter zu Hause waren und nun auch
wieder Geld verdienen müssen». Die Baustellen als «dezentrale
Produktionsstätten» verursachten keine Probleme wie in der Industrie
mit ihren Produktionseinstellungen. Arbeitsabläufe seien so verändert
worden, dass sich das Infektionsrisiko verringere. «Und ganz bestimmt
macht die Arbeit im Freien es uns leichter, den Corona-Abstand
einzuhalten», sagte Makko.

Keller erklärte, wichtig sei, dass gerade jetzt weiter geplant und
ausgeschrieben werde: «Denn wir wollen natürlich auch nach der
Corona-Krise mit voller Kraft weiterarbeiten.» Verzögerungen wegen
ausbleibender Bau- und Betriebsstoffe habe es bislang nur vereinzelt
gegeben.

Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau)
arbeitet die Baubranche trotz der Einschränkungen mit einem Großteil
ihrer Kapazität weiter. «Natürlich trifft Corona auch den Bau hart.
Das Abstandhalten macht die Hand-in-Hand-Arbeit nicht leichter, ist
aber ein Muss», sagte Stephanie Wlodarski von der IG Bau
Niedersachsen-Mitte. Trotzdem sei die Bauwirtschaft «deutlich immuner
gegen die Krise» als andere Branchen. «Es sind die Maurer und
Zimmerleute, die Landschaftsgärtner, die Dachdecker und
Straßenbauer.» Sie hielten den Wirtschaftszweig am Laufen.