Ex-Manager Bruchhagen: Gehaltsverzicht nicht nur im Fußball

Bielefeld (dpa) - Heribert Bruchhagen hat einen Gehaltsverzicht von
Top-Verdienern in der Corona-Krise auch für andere Wirtschaftszweige
als dem Sport angeregt. «Ich finde es nicht fair, dass das Thema
Gehaltsverzicht momentan nur im Zusammenhang mit Fußballprofis in der
Öffentlichkeit diskutiert wird. Über andere Branchen wird nicht
gesprochen. Da wird offenbar nicht erwartet, dass jemand verzichtet»,
sagte der frühere Bundesliga-Manager und DFL-Geschäftsführer Heribert

Bruchhagen der «Neuen Westfälischen» (Donnerstag).

Der 71-Jährige appellierte an die Clubs, beim Krisenmanagement einen
Schwerpunkt auf den Erhalt von Arbeitsplätzen der Angestellten zu
legen. Er verwies auf seine Personalpolitik nach dem
Bundesliga-Abstieg von Eintracht Frankfurt im Jahr 2011. Keiner der
damals 70 Arbeitnehmer sei entlassen, aber Stürmer Ioannis Amanatidis
verkauft und so das nötige Geld eingespart worden. «Was ich sagen
will: Ein Arbeitgeber oder Vorstand muss sich seiner sozialen
Verantwortung bewusst sein.»

Seiner Meinung nach könne der Fußball einen wichtigen Beitrag zur
Rückkehr in die Normalität leisten. «Ich glaube, dass Geisterspiele,

so sie denn genehmigt werden, einer von vielen kleinen ersten
Schritten zurück in eine normale Welt sein können. Und Teil von
Normalität ist es eben, dass samstags um 15.30 Uhr die Bundesliga
spielt. Zur Not mit Geisterspielen. Insofern kann der Fußball hier
eine Vorreiterrolle übernehmen», sagte Bruchhagen.

Danach werde die Welt aber nicht mehr dieselbe sein - auch im
Fußball. «Für die Schnelllebigkeit, die Hatz unserer Zeit haben wir
eine Lektion erteilt bekommen. Auf den Fußball bezogen hoffe ich,
dass die immer schwindelerregenderen Summen, die gezahlt werden, auf
ein normaleres Maß zurückgeführt werden. Was ich mir auch wünsche:

Dass man den Tabellenstand nicht mehr als höchstes Gut ansieht»,
sagte Bruchhagen. Es wäre eine «große Erleichterung für die
handelnden Personen der Clubs, wenn die Erwartungshaltung rund um
einen Profiklub realistischer würde».