VWN-Chef: «Schnell wieder hochfahren», sobald Corona-Lage es zulässt

Die Nutzfahrzeug-Tochter von Volkswagen hat sich für 2020 viel
vorgenommen. Neue Modelle sind geplant, die Kooperation mit Ford soll
vertieft werden. Doch über allem schweben auch hier die
Unsicherheiten der Viruskrise. Wann geht die Produktion weiter?

Hannover (dpa) - Bei den leichten Nutzfahrzeugen im VW-Konzern (VWN)
soll der wegen der Coronavirus-Pandemie ruhende Betrieb so bald wie
möglich wieder aufgenommen werden. Man arbeite «mit Hochdruck daran,
Produktion und Auslieferungen an unsere Kunden schnell wieder
hochzufahren, sobald die äußeren Umstände das wieder zulassen»,
erklärte Vorstandschef Thomas Sedran am Donnerstag in Hannover.

Wie bei den anderen Volkswagen-Marken wurden die Werke für zunächst
zwei Wochen geschlossen, um die Gefahr der Ansteckung mit dem Virus
in der Belegschaft zu verringern. Zudem haben die Autohersteller
Probleme mit gekappten Lieferketten und der eingebrochenen Nachfrage.

«Es ist kein normales Jahr, es sind keine normalen Zeiten», meinte
Sedran. Wie bei der Konzernhauptmarke VW Pkw wurde für einen
beträchtlichen Teil der Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt. «Einige
Kolleginnen und Kollegen sind noch in den Werken, um Maschinen zu
warten und die Produktion für den späteren Wiederanlauf
vorzubereiten.» Ob und wann es bald weitergehen kann, ist derzeit
aber noch unklar. Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh schließt
nicht aus, dass es womöglich auch erst im Mai so weit sein könnte.

Im vergangenen Jahr verbuchte VWN einen Gewinnrückgang im laufenden
Geschäft von 780 auf 510 Millionen Euro. Ein Grund dafür waren hohe
Kosten für Modelle wie den neuen Caddy. Insgesamt investierte die
Konzerntochter weitere 1,8 Milliarden Euro. Das Hauptwerk in Hannover
wird - wie Zwickau oder Emden - schrittweise zu einer Fabrik für die
Produktion reiner Elektrofahrzeuge umgebaut. VWN bereitet außerdem
die Elektro-Version des VW-Busses (ID.Buzz) vor.

Die Rendite - der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz - nahm 2019
von 6,6 auf 4,4 Prozent ab. Sedran sagte, dies sei angesichts
weiterer Faktoren wie der Umstellung auf den neuen Abgas-Teststandard
WLTP noch «respektabel». Die letztlich erreichten Zahlen lägen im
Plan. Der Umsatz sank 2019 leicht von 11,9 auf 11,5 Milliarden Euro.

Auch das Geschäft der Nutzfahrzeug-Tochter könnte von der
Corona-Krise schwer getroffen werden. Die drohende Rezession aufgrund
der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie dürfte sich etwa auf die
Nachfrage von Unternehmen nach Transportfahrzeugen auswirken.

Ein wichtiges Projekt im laufenden Jahr ist bei VWN die nächste
Auflage des Pick-ups Amarok. Dabei arbeitet der Hersteller mit dem
US-Autobauer Ford zusammen, ebenso wie bei der Nutzung des eigenen
Elektro-Baukastens für mögliche weitere Modelle.

Im VW-Konzern liegt der Schwerpunkt für das Autonome Fahren bei den
Hannoveranern. Die geplante Beteiligung an der Ford-Tochter Argo AI
soll im ersten Halbjahr umgesetzt werden. Die US-Firma hat sich auf
künstliche Intelligenz und Robotik spezialisiert.