Privatinsolvenzen werden wegen Coronavirus steigen

Wegen der guten Konjunktur in den vergangenen Jahren mussten immer
weniger Verbraucher in Deutschland eine private Insolvenz anmelden.
Dieser Trend dürfte in diesem Jahr enden.

Hamburg (dpa) - Das Informationsunternehmen Crifbürgel erwartet in
diesem Jahr wegen des neuartigen Coronavirus mehr private
Insolvenzen. «Das Coronavirus wird die Wirtschaft schwer belasten,
wobei die Auswirkungen heute noch gar nicht abschätzbar sind», sagte
Geschäftsführer Christian Bock am Donnerstag in Hamburg. «Wir müsse
n
jedoch davon ausgehen, dass es in der Folge auch wieder mehr
Privatinsolvenzen in Deutschland geben wird.» Gegenwärtig rechne er
mit einem Anstieg um mindestens zehn Prozent.

Bereits jetzt gelten circa 6,8 Millionen Bürger als überschuldet und
können ihre Verpflichtungen kaum mehr bedienen. Für viele dieser
Personen sorge ein Schock auf der Einkommensseite für ein erhöhtes
Risiko einer Privatinsolvenz. Am Arbeitsmarkt werde es durch die
Krise zu massiven Einschnitten kommen. «Arbeitslosigkeit - und die
damit verbundene Einkommensverschlechterung - ist der Haupttreiber
für eine Privatinsolvenz. Wenn die Arbeitslosigkeit ansteigt,
verfügen die Personen bei weiterhin hohen Kosten über weniger Geld»,

sagte Bock.

Aber nicht nur Arbeitslosigkeit, sondern auch der starke Anstieg von
Kurzarbeit werde die Zahl der Privatinsolvenzen erhöhen. «Die
Menschen in Deutschland werden weniger Geld in der Tasche haben, um
ihren Verpflichtungen wie Kreditzahlungen, Mieten oder Finanzierungen
nachzukommen. Auf Dauer führt weniger Einkommen erst in die
Überschuldung und dann in die Privatinsolvenz», sagte er.

Im vergangenen Jahr haben dagegen erneut weniger Privatpersonen eine
Insolvenz angemeldet. Die Privatpleiten verringerten sich um 2,4
Prozent und damit zum neunten Mal in Folge. Insgesamt gab es 2019 in
Deutschland 86 838 Privatinsolvenzen und damit so wenig wie seit 2004
nicht mehr. Im Vergleich zum Insolvenzrekordjahr 2010, als 139 110
Privatpersonen innerhalb eines Jahres eine Insolvenz anmelden
mussten, sind die Fallzahlen um 37,5 Prozent gesunken. «Der Rückgang
bei Privatinsolvenzen im Jahr 2019 ist vor allem auf die solide
Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung bei den Privatpersonen
zurückzuführen», sagte Bock.