Corona-Bestimmungen erschweren Blumengrüße Von Katja Sponholz, dpa

Auch Floristen im Saarland und Rheinland-Pfalz müssen aufgrund der
Sicherheitsvorkehrungen wegen Corona ihre Läden geschlossen halten.
Manche versuchen, sich mit einem Bring-Service über Wasser zu halten.
Doch inzwischen werden die Schnittblumen knapp.

Saarbrücken/Ludwigshafen (dpa/lrs) - Vor rund einer Woche hat Eva
Hagelberger ihren Blumenladen in Saarbrücken aufgrund der
Corona-Pandemie schließen müssen und ein Schild an die Tür gehängt:

«Leute... bleibt gesund... Bis bald...» steht dort. Die Möglichkeit,

zumindest einen Lieferservice anzubieten, will sie nicht nutzen. «Wir
wollen schließlich auch gesund bleiben», sagt sie. «Und ich weiß au
ch
nicht, ob sich das rentiert. Wie soll man an die Kunden kommen?»

Ein paar hundert Meter weiter im Geschäft «Pusteblume» versucht
Floristin Margot Wroblewski genau das. Bei regionalen Gärtnereien hat
sie Blumen bestellt. Außerdem will sie Oster-Gestecke basteln und
Fotos davon auf ihre Homepage stellen. «Mal sehen, wie es sich
entwickelt. Ich will nicht aufgeben», sagt sie. «Und ich möchte den
Menschen gerade in diesen Zeiten ein bisschen Frühling nach Hause
bringen.» Ob diese das Angebot annehmen, wird sich zeigen. In der
ersten Schließungswoche waren es genau zwei Kunden, die sich meldeten
und Blumen liefern ließen.

Susanne Storb, Geschäftsführerin des Landesverbandes Deutscher
Floristen Saar, weiß, dass viele Betriebe vor großen
Existenzproblemen stehen. «Ich bin froh, dass sie überhaupt noch die
Möglichkeit haben, Lieferservice anzubieten», sagt sie. Manche
Floristen seien zwar sehr fantasievoll und versuchten, das Beste aus
der Situation zu machen. Doch Hilfe von der Politik sei dringend
erforderlich: «Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, die Mieten laufen
weiter und die Einkommen brechen weg - insofern sind sie wirklich auf
massive Unterstützung angewiesen.»

Dass Baumärkte mit Pflanzenverkauf und Gartenfachmärkte von den
Schließungsmaßnahmen nicht betroffen sind, ärgert auch ihren
Geschäftsführer-Kollegen vom Landesverband Rheinland-Pfalz, Karlheinz
Schober. «Es ist unerträglich, dass die großen Gärtnereien noch
geöffnet sein dürfen und die kleinen Blumenfachgeschäfte nicht»,
sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist gerade für die
kleinen inhabergeführten Geschäfte schwierig - und vor allem nicht
nachvollziehbar.»

Das Wirtschaftsministerium in Mainz verwies in diesem Zusammenhang
auf das Soforthilfeprogramm für Solo-Selbstständige und
Kleinunternehmen, das Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP)
vorgestellt hatte. «Wir wissen alle: Die Beschränkungen sind
notwendig, um Leben zu retten. Wir wissen auch, dass sehr viele
Unternehmen und auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor großen
Herausforderungen stehen», teilte Sprecherin Susanne Keeding auf
Anfrage mit.

Auch in einem der ältesten Blumenläden Ludwighafens, bei Blumen
Bongardt, hat die Corona-Epidemie bereits Auswirkungen. «Der Laden
besteht seit 140 Jahren, aber ich weiß nicht, ob er überlebt», sagt
Inhaberin Jutta Rein. Einer Floristin, die sie erst kürzlich
eingestellt hatte, musste sie bereits kündigen, für die andere
beantragte sie Kurzarbeit. Zwar ist die Chefin froh, dass sie ihre
Friedhofsgärtnerei fortführen darf und auch Partner eines
bundesweiten Blumenlieferdienstes ist, doch mittlerweile gebe es
keine Schnittblumen mehr vom Großhandel. «Auch die Holländer liefern

nicht mehr», so Rein. Am Montag habe sie noch einen Strauß bis nach
Bad Dürkheim gebracht. «Aber ich denke, das waren die letzten Blumen,
die ich verschickt habe», gibt sie zu.

Auch bei der Fleurop AG, die nach eigenen Aussagen mit über 5000
Partnerbetrieben Marktführer in Deutschland sei, sind die Probleme
bekannt. «Wir versuchen, unsere Partner in diesen schwierigen Zeiten
von allen Seiten zu unterstützen», sagt Sprecherin Melanie Schindler.
So können die Betriebe so genannte Notfallblumenboxen anfordern und
erhalten auf Wunsch kostenlos Plakate, die auf den Lieferdienst
hinweisen. Außerdem bemühe man sich, für sie Kontakte zu großen
Blumenlieferanten herzustellen.

Gerade in diesen Tagen könnte Florales nach Ansicht des Fachverbandes
Deutscher Floristen einen «emotionalen Anker bieten». Wenn alte
Menschen zuhause bleiben müssten und Kinder nicht mehr ihre Eltern
und Großeltern besuchen dürften, kann ein Blumenstrauß nach Ansicht
der saarländischen Geschäftsführerin Susanne Storb wertvolle Dienste

leisten: «Er zeigt, ich kann dich zwar nicht in den Arm nehmen, aber
ich will dir zeigen, dass ich an dich denke.»