Erster Coronavirus-Fall nahe Rohingya-Flüchtlingen in Bangladesch

Dhaka (dpa) - In der Nähe eines der größten Flüchtlingslager der We
lt
- bei den Rohingyas in Bangladesch - ist eine Frau positiv auf das
neuartige Coronavirus getestet worden. Es handle sich um eine 60
Jahre alte Frau, die zuvor aus Saudi-Arabien zurückgekehrt war,
teilten die lokalen Behörden am Mittwoch mit. Die Frau lebt im Bezirk
Cox's Bazar, unweit des Lagers mit rund einer Million Flüchtlingen.

Hilfsorganisationen befürchten nun eine Ausbreitung des Virus in dem
dicht besiedelten Flüchtlingslager. Tausende Menschen könnten dann
sterben, warnte das Hilfswerk Save the Children. Mitarbeiter der
Organisation Care versuchten nun in Kursen über «Social Distancing»
und gründliches Händewaschen aufzuklären. Außerdem verteilten sie
Handschuhe, Masken sowie Desinfektionsmittel.

Die Behörden vor Ort teilten mit, Menschen, die kürzlich aus dem
Ausland zurückgekehrt seien, dürften nicht mehr in das Lager. Auch
alle Schulen seien geschlossen worden und die Flüchtlinge über
Lautsprecher aufgefordert worden, zu Hause zu bleiben.
Hilfsorganisationen dürften zurzeit nur noch die wichtigsten
Programme in den Bereichen Nahrung, Gesundheit und Hygiene anbieten.

Mehr als 700 000 Rohingya waren vor zwei Jahren innerhalb kurzer Zeit
vor Militärgewalt aus dem Nachbarland Myanmar nach Bangladesch
geflohen. UN-Ermittler sprechen von einem «anhaltenden Völkermord».
Die Angehörigen der muslimischen Minderheit werden in ihrem
Heimatland seit Jahrzehnten diskriminiert.

Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie könnten
Flüchtlingen auch schaden, warnte die Norwegische Flüchtlingshilfe
(NRC). Die Organisation etwa könne wegen Einschränkungen der
Bewegungsfreiheit unter anderem mehr als 300 000 hilfsbedürftige
Menschen im Nahen Osten nicht erreichen. Die Organisation forderte
die Regierungen dazu auf, die Lieferung von humanitären Gütern weiter
zu erlauben. Wenn Supermärkte und Apotheken während der Krise in
Betrieb bleiben könnten, dann müsse das auch für die Hilfslieferungen

gelten, sagte NRC-Generalsekretär Jan Egeland.