Abiprüfungen sollen in NRW stattfinden - Zeitplan angekündigt

Die Schulen sind geschlossen und die Schüler lernen zu Hause. Was ist
mit den Abi-Prüfungen? Die Landesregierung hält an Prüfungen fest,
der Zeitplan soll bis Freitag stehen. Die Landesschülervertretung
plädiert für eine Abi-Verschiebung wegen der Corona-Krise.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Prüfungen für die rund 90 000 angehenden
Abiturienten in Nordrhein-Westfalen sollen trotz der derzeitigen
Schulschließungen wegen der Corona-Krise stattfinden. Das Ziel sei
weiterhin, auf der Grundlage von Prüfungen zu einem Abitur zu kommen,
erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch nach
Beratungen der Kultusministerkonferenz (KMK). Ob die Prüfungen wie
bislang geplant direkt nach den Osterferien beginnen oder verschoben
werden, will Gebauer am Freitag bekanntgeben. Die
Landesschülervertretung ist mehrheitlich für eine Abi-Verschiebung.

NRW sprach sich nach Ministeriumsangaben in der Schalte der KMK dafür
aus, dass die Abiprüfungen nach Möglichkeit stattfinden sollen,
sofern die weiteren Entwicklungen es zulassen. Diese Position hätten
alle 16 Bundesländer geteilt. «Es ist unbestritten, dass es in den
einzelnen Ländern unterschiedliche Voraussetzungen für die
Durchführung der Prüfungen gibt», sagte Gebauer. Das
NRW-Schulministerium erarbeite kurzfristig einen Rahmenzeitplan. Auf
dieser Grundlage werde dann auch über weitere Abschlussprüfungen, wie
die zentralen Prüfungen in Klasse 10 oder den Prüfungen zur
Fachhochschulreife an Berufskollegs, entschieden.

Schleswig-Holstein war von seinen Plänen abgerückt, die
Abschlussprüfungen in diesem Schuljahr wegen der Corona-Krise
ausfallen zu lassen. Für das Vorhaben soll es nach Angaben aus
Teilnehmerkreisen in der KMK-Schalte deutliche Kritik von fast allen
Ländern gegeben haben. Die Präsidentin der Ministerkonferenz und
rheinland-pfälzische Ressortchefin, Stefanie Hubig (SPD), sagte laut
einer Mitteilung nach dem Gespräch, man habe nun klare Vorgaben für
die Schülerinnen und Schüler.

«Die momentane Ausnahmesituation ist für alle Schülerinnen und
Schüler eine große Herausforderung, die zugleich mit vielen
Belastungen und Ungewissheiten verbunden ist», stellte Gebauer fest.
Entscheidend sei, dass dieser Jahrgang sich darauf verlassen könne,
dass ihm keine Nachteile entstehen. «Wir haben uns deshalb in der
Ländergemeinschaft noch einmal einstimmig darauf verständigt, die
diesjährigen Abschlüsse unabhängig von ihrem Zustandekommen
gegenseitig anzuerkennen», unterstrich die Ministerin.

Die Landesschülervertretung NRW spricht sich für eine Verschiebung
des Abiturs wegen verschlechterter Lernbedingungen und zusätzlichem
Stress aus. «Die Prüfungen jetzt zu schreiben, wie es in Hessen
gemacht wird, halten wir für die ganz falsche Lösung», sagte Vorstand

Sophie Halley vor der Länderschalte. Allerdings werde das Thema in
der Schülerschaft auch unterschiedlich gesehen. «Wir diskutieren
untereinander viel darüber. Die meisten Schülerinnen und Schüler
wünschen sich, dass das Zentralabitur in diesem Jahr ausgesetzt wird
und stattdessen die Schulen die Prüfungen stellen.» Das wäre eine
weitere Belastung für die Lehrer, deshalb sollte das Ministerium eine
Auswahl an Prüfungen bereitstellen. Die Lehrer könnten so auswählen.


Die Gewerkschaft GEW sieht angesichts des frühen Ferienbeginns in NRW
allerdings keinen Spielraum für eine Verschiebung. «Dafür gibt es
keine Luft, die Sommerferien beginnen in NRW Ende Juni und nicht wie
in Bayern einen Monat später», erklärte GEW-Landeschefin Maike
Finnern. Sie könne sich derzeit aber auch nicht vorstellen, dass die
Schule wie gewohnt am 20. April wieder losgeht. Deshalb sollte auch
eine mögliche Absage der Prüfungen nicht ausgeschlossen werden, hatte
sie unmittelbar vor der Länderschalte angemahnt. Eine abgestimmte
Lösung sei wichtig.

Auch die Gewerkschaft VBE unterstützt den Kurs der NRW-Regierung zu
abgestimmten Regelungen mit den Bundesländern. «Der Abiturjahrgang
muss sich darauf verlassen können, dass ihm keine Nachteile entstehen
und faire Lösungen für alle Schülerinnen und Schüler gefunden
werden», unterstrich VBE-Landeschef Stefan Behlau.