Flughafen und Verband enttäuscht von Einreiseverbot für Erntehelfer

Jedes Jahr gibt es auf dem Feld viel Arbeit. Aktuell soll Spargel
geerntet werden, doch es fehlen Helfer. Das liegt auch an der
Corona-Pandemie: Arbeiter aus Rumänien und Bulgarien kommen wegen der
Beschränkungen schwer ins Land. Nicht alle haben Verständnis dafür.

Hahn/Mainz (dpa/lrs) - Der kriselnde Hunsrück-Flughafen Hahn hat sich
vom neuen Einreiseverbot für Erntehelfer enttäuscht gezeigt. «Wir
bemühen uns generell um jeden einzelnen Flug», sagte Christoph
Goetzmann, Mitglied der Geschäftsführung, am Mittwoch der Deutschen
Presse-Agentur. Mit Fluggesellschaften habe es zuvor Gespräche über
insgesamt Dutzende mögliche Flüge mit Erntearbeitern aus dem Ausland
zum Hahn gegeben. Der Bedarf hiesiger Bauern sei groß.

Doch vom späten Mittwochnachmittag an sollte nach Angaben des
Bundesinnenministeriums Saisonarbeitern vieler Staaten die Einreise
verweigert werden, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu bremsen.

Der Platzhirsch im Passagiergeschäft am Flughafen Hahn, Europas
größte Billig-Airline Ryanair, hat wegen der Pandemie alle Flüge fü
r
mindestens zwei Monate gestoppt. Nun starten im Hunsrück laut
Goetzmann nur noch wenige Passagiermaschinen. Allerdings ziehe das
Frachtgeschäft an, weil weltweit so viele Passagierflüge mit
Frachtbeiladungen gestrichen würden.

Vielen Bauernhöfen fehlen gegenwärtig Arbeitskräfte für Ernte und
Aussaat. Das rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerium teilte
der dpa mit Blick auf den Airport Hahn und ausländische Erntehelfer
mit, dass einer seiner Mitarbeiter in der vergangenen Woche versucht
habe, «sich ein Lagebild zu verschaffen, welche Möglichkeiten es für

eine Einreise gäbe und dazu mit dem Flughafen, der Bundespolizei und
Verbänden gesprochen hat».

Allerdings sei von vornherein klar gewesen, dass in diesen Fragen
auch die Gesundheitsbehörden und das Bundesinnenministerium zuständig
seien. Sämtliche Entscheidungen würden hier auf Basis des
Infektionsschutzgesetzes getroffen.

Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd kritisierte die
Entscheidung als nicht nachvollziehbar. «Viele unserer Betriebe haben
berechtigte Angst um ihre Existenz. Der Einreisestopp muss daher so
schnell wie möglich wieder aufgehoben werden», forderte Präsident
Eberhard Hartelt einer Mitteilung zufolge.

Spargelbetriebe, die nicht ernten könnten, oder Gemüsebaubetriebe,
die ihre Kulturen gar nicht erst pflanzen könnten, rechneten mit
massiven Umsatzeinbrüchen. Darüber hinaus sei der Einreisestopp auch
mit Blick auf die Versorgung mit Obst und Gemüse sehr kritisch zu
bewerten.

Auch für den Verband sei der Schutz der Gesundheit natürlich ein
hohes Gut, betonte Hartelt. Daher seien die Betriebe auch bereit,
alle erforderlichen Maßnahmen im Produktionsablauf und der
Unterbringung sowie der Verpflegung ihrer Mitarbeiter zu ergreifen,
um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.

Dem Verband zufolge trifft der jetzt erneut verschärfte Mangel an
Saisonarbeitern aktuell besonders den Gemüsebau. Aber im weiteren
Verlauf des Jahres werden auch Obstbau und Weinbau betroffen sein.