Coronavirus-Gefahr: Antrag auf Freilassung Assanges abgelehnt

London (dpa) - Der Antrag von Julian Assange auf Freilassung unter
Kautionsauflagen wegen der Coronavirus-Pandemie ist abgelehnt worden.
Das berichtete die britische Nachrichtenagentur PA am Mittwoch aus
dem Gerichtssaal in London. Die Anwälte des 48 Jahre alten gebürtigen
Australiers hatten argumentiert, er sei wegen seiner angeschlagenen
Gesundheit im Gefängnis besonders gefährdet durch die Lungenkrankheit
Covid-19.

Assange sitzt derzeit im Hochsicherheitsgefängnis HMP Belmarsh im
Südosten Londons. Ein Prozess über einen Auslieferungsantrag der
USA soll am 18. Mai fortgesetzt werden. Assange war aber am Mittwoch
zu einer Routineanhörung per Video zugeschaltet.

Die US-Justiz wirft Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning
- damals Bradley Manning - geholfen zu haben, geheimes Material von
US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen.
Dabei soll Washington zufolge insbesondere die Sicherheit von
US-Informanten aufs Spiel gesetzt worden sein. Bei einer Verurteilung
in allen 18 Anklagepunkten drohen Assange bis zu 175 Jahre Haft.

Er bestreitet die Vorwürfe. Seinen Anwälten zufolge sind die
Anklagepunkte konstruiert, um ein Exempel zu statuieren. Sie sehen in
dem Verfahren einen Angriff auf die Meinungsfreiheit und fordern
Freilassung Assanges. Die Wikileaks-Enthüllungen hatten unter anderem
zur Aufdeckung von Kriegsverbrechen durch US-Soldaten geführt.

Assange hatte sich aus Angst vor einer Auslieferung an die USA 2012
in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Damals lag
gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen
in Schweden vor. Die Ermittlungen wurden aber später eingestellt. Die
britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er mit der
Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte. Er
wurde zu einem knappen Jahr Gefängnis verurteilt.