Unikliniken helfen Krankenhäusern bei Corona-Intensiv-Patienten

Experten-Hilfe per Videoschalte: Kleiner Krankenhäuser in NRW sollen
Unterstützung bei der komplexen Versorgung von Corona-Patienten
bekommen.

Aachen (dpa/lnw) - Kleinere Krankenhäuser in NRW sollen bei der
komplexen Versorgung von Corona-Patienten Unterstützung durch die
Universitätskliniken Aachen und Münster bekommen. Die landesweit rund
200 Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung können Experten der
Unikliniken in Videokonferenzen um Rat fragen, wie das
NRW-Gesundheitsministerium und das Uniklinikum Aachen am Mittwoch
mitteilten.

Der Höhepunkt des Infektionsgeschehens in NRW sei voraussichtlich von
Mitte April bis Mitte Mai zu erwarten, sagte der Projektleiter
Professor Gernot Marx vom Uniklinikum Aachen: «Wir rechnen mit einer
exponentiell ansteigenden Anzahl von Covid-19-Erkrankten.» Schwer
kranke Patienten benötigten eine Maximalversorgung. Aber nur etwa die
Hälfte der Intensivbetten befände sich in den Unikliniken.

Bei schweren Krankheitsverläufen soll das Behandlungsniveau in jedem
Krankenhaus im Land mit dem eines Maximalversorgers gleich sein,
begründete das Ministerium den Schritt. Durch den Rückgriff auf das
Wissen in den Unikliniken Aachen und Münster könne die Zahl der
Intensivbetten mit angemessener medizinischer Expertise gesteigert
werden, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) laut
Mitteilung.

Insgesamt 30 zusätzliche Ärzte sollen für die Krankenhäuser Tag und

Nacht erreichbar sein. Für die Einschätzung sei es wichtig, dass
Ärzte vor Ort mit Laptop und Kamera ein Bild von dem jeweiligen
Patienten übertragen könnten, sagte der Aachener Klinikdirektor für
Operative Intensivmedizin Marx.

In den Unikliniken Aachen und Münster gibt es Erfahrung mit
Covid-19-Patienten - Erfahrung, von denen beispielsweise Mediziner
eines Krankenhauses in Olpe lernen wollen, wie diese per
Video-Schalte deutlich machten: Etwa wenn es um die Wahl der
Antibiotika-Behandlung gehe oder in der Frage, wann der beste
Zeitpunkt für eine Beatmung sei. «Das gibt uns mehr Sicherheit»,
sagte ein Arzt.

Das Aachener Klinikum arbeitet nach eigenen Angaben seit acht Jahren
in der Intensivmedizin mit der Telemedizin - hat auch Münster mit ins
Boot geholt. Beide Häuser sind den Angaben nach bisher mit 17 Häusern
vernetzt. In einem Projekt mit 10 000 Patienten hätten sie den
Nachweis erbracht, dass dadurch die Behandlungsqualität im
Intensivbereich signifikant verbessert wurde.

Die jetzt vorzeitig gestartete Tele-Intensivmedizin ist nach
Ministeriumsangaben eine Vorstufe des Landesprojekts «Virtuelles
Krankenhaus». Im Kern geht es darum, eine Plattform zu schaffen, auf
der sich Fachärzte austauschen können: Durch eine flächendeckende
digitale Vernetzung soll die Behandlung in den Krankenhäusern
verbessert werden.