Corona-Krise: Streit im Iran über ausländische Hilfe

Teheran (dpa) - Im Iran gibt es Unstimmigkeiten in Bezug auf dringend
benötigte Hilfe aus dem Ausland zur Bewältigung der Corona-Krise.
«Wir nehmen jede Hilfe aus dem Ausland an», sagte Präsident Hassan
Ruhani am Mittwoch nach Angaben seiner Webseite. Aber zumindest bei
einem Team der Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières - Ärzte
ohne Grenzen (MSF) - ist dies nicht der Fall. Das Team sitzt seit
Sonntag im zentraliranischen Isfahan fest, obwohl die MSF-Mission
sowohl vom Außen- als auch Innenministerium und der iranischen
Botschaft in Paris bestätigt und bewilligt worden sein soll.

Dabei gehört der Iran mit mehr als 2000 Toten zu den am meisten
betroffenen Staaten weltweit. Nach jüngsten Angaben des
Gesundheitsministeriums vom Mittwoch erhöhte sich die Zahl der
Infizierten in der Islamischen Republik auf mehr als 27 000.

MSF hatte neun Experten nach Isfahan geschickt und wollte in der
besonders stark von der Corona-Krise betroffenen Provinz eine
Mini-Klinik mit 50 Betten errichten. Das Team war von den regionalen
Gesundheitsbehörden zunächst herzlichst begrüßt worden. Dann aber g
ab
das iranische Gesundheitsministerium plötzlich bekannt, dass derzeit
kein Bedarf für solch eine ausländische Einrichtung bestehe und der
Iran eine Klinik mit Hilfe der Armee selbst errichten könne.

Es kursierten Gerüchte, dass Hardliner gegen das MSF-Engagement
waren, weil ihrer Meinung nach einige der Experten westliche Spione
sein könnten. MSF will nun eine abschließende Entscheidung der
Regierung in Teheran abwarten. Falls keine Genehmigung erfolge, werde
das Team mit Ausrüstung in ein anderes Land entsandt.

Zuletzt hatte Teheran bereits ein Hilfsangebot der USA abgelehnt. Das
Land wolle von «seinem schlimmsten Feind» keine Hilfe, hieß es. Der
Iran erwarte jedoch von der Weltgemeinschaft, dass sie auf die USA
Druck ausübe, zumindest während der Corona-Pandemie die
wirtschaftlichen Sanktionen gegen den Gottesstaat aufzuheben. Laut
Präsident Ruhani hat Teheran auch die Vereinten Nationen
aufgefordert, sich für eine Aufhebung einzusetzen.