Mehr Datenverkehr wegen Corona an Frankfurter Internet-Knoten

Videokonferenzen mit Kollegen und danach Netflix schauen oder ein
Online-Game spielen. In der Corona-Krise bleiben die Leute zu Hause
und der Datenverkehr im Netz steigt. Das macht sich auch am größten
Internet-Knoten in Frankfurt bemerkbar.

Frankfurt/Main (dpa) - Am Internet-Knoten in Frankfurt hat sich der
Datenverkehr von Videokonferenzen angesichts von Heimarbeit in der
Coronavirus-Krise verdoppelt. Insgesamt sei der durchschnittliche
Datenverkehr um zehn Prozent gestiegen, teilten die Betreiber des
DE-CIX-Knotens am Mittwoch mit. «Die Nutzer sind nun auch tagsüber
häufiger und länger online, das merken wir stark», berichtete
Technikchef Thomas King.

An Kapazitätsgrenzen stößt der Internet-Knoten aufgrund der
Nutzungssteigerung demnach aber nicht. Die notwendigen Bandbreiten
könnten bereitgestellt werden, «selbst wenn alle Firmen Europas
ausschließlich aus dem Home-Office arbeiteten und nebenher noch ein
weltweites sportliches Großevent übertragen werden würde».

Neben dem Anstieg beim Konferenz-Datenverkehr - wie beispielsweise
über Skype oder Zoom - verdoppelte sich auch die Zahl der Nutzer von
Online- und Cloud-Gaming-Plattformen. Der Social-Media-Datenverkehr
sei deutlich gestiegen. Videostreaming-Anbieter hätten ihre
Kapazitäten teilweise verdoppelt. Die Dienste hatten zuletzt auf
Druck der EU-Kommission den Datendurchsatz gedrosselt, um die Netze
zu entlasten. Zum Nadelöhr könnten aber eher ungenügend ausgebaute
lokale Netze an den Wohnorten werden.

An Internet-Knoten in Frankfurt werden die Daten zwischen den Netzen
einzelner Diensteanbieter ausgetauscht. Der DE-CIX ist gemessen am
Datenvolumen der weltgrößte Knotenpunkt dieser Art.

«Normalerweise bewegt sich der Datenverkehr am Internetknoten entlang
von Wellenbewegungen und spiegelt den täglichen
Internet-Nutzungsrhythmus wider, beginnend morgens um 6.00 Uhr mit
seinem Höhepunkt gegen 21.00 Uhr», erläuterte King. Nun seien fast
alle zu Hause, so dass diese Wellen abflachten. Der Datenverkehr
verteile sich über den ganzen Tag und steige im Durchschnitt an.

Die Abkürzung DE-CIX steht für Deutsche Commercial Internet Exchange.
Derzeit sind mehr als 900 Internetdienstanbieter und andere
Organisationen aus mehr als 60 Ländern am DE-CIX angebunden.

Der 1995 gegründete Knotenpunkt war zu Beginn nur ein Projekt von
drei Internet-Providern. Heute ist er auf über 30 Rechenzentren in
ganz Frankfurt verteilt. Betreiberin ist die Firma DE-CIX mit Sitz in
Köln, eine Tochter des Verbands der Internetwirtschaft (eco).