Afghanistan befürchtet mehr als 110 000 Corona-Tote im Land

Kabul (dpa) - In Afghanistan könnten nach Schätzungen des
Gesundheitsministeriums schlimmstenfalls mehr als 110 000 Menschen an
den Folgen des Coronavirus sterben. Die Zahl gehe auf eine Berechnung
eines Worst-Case-Szenarios zurück, sagte Wahidullah Mayar, Sprecher
des Ministeriums am Mittwoch während einer Pressekonferenz. Seit
Wochen warnen Hilfsorganisationen vor dem Grenzverkehr im Westen
Afghanistans, weil das Nachbarland Iran besonders schwer von der
Corona-Pandemie betroffen ist.

Derzeit gibt es in Afghanistan 80 bestätigte Infektionen mit
Sars-CoV-2, vier davon wurden bei Angehörigen der Nato-Streitkräfte
festgestellt. Im Vergleich zum Vortag stiegen die Zahlen in der
westlichen Provinz Herat sprunghaft an. Dort war am Dienstag wegen
der Corona-Krise eine Ausgangssperre während des Tages angeordnet
worden. Auch in zwei weiteren Provinzen an der Grenze zum Iran, in
Farah und Nimrus, seien Ausgangssperren für die Tageszeit verhängt
worden.

In den nächsten sechs Monaten könnten mindestens 25 Millionen
Afghanen mit dem Virus infiziert werden, sagte Mayar weiter. Das
Gesundheitsministerium befürchtet, dass etwa 700 000 Menschen
in Krankenhäusern behandelt werden müssten.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM)
kamen in diesem Jahr fast 200 000 Menschen über die Grenze zum Iran
zurück nach Afghanistan. In Afghanistan gibt es derzeit wenige
bestätigte Fälle mit Covid-19, getestet wurden insgesamt nur einige
Hundert Menschen. Die Dunkelziffer dürfte allerdings deutlich höher
sein. Afghanistan leidet nach fast vier Jahrzehnten Krieg und
Konflikten unter medizinischer Unterversorgung. Vielerorts fehlt es
an Personal und Ausrüstung.