Rückholprogramm bei Tui fast beendet - Gespräche zu Staatshilfen

Tuifly, Condor und Lufthansa fliegen in der Corona-Krise festsitzende
Urlauber aus der ganzen Welt nach Deutschland. Beim größten
Reiseanbieter Tui ist das Programm jetzt nahezu abgeschlossen - bis
auf einige Fernziele. Auch mögliche staatliche Hilfen rücken näher.

Hannover (dpa) - Die Tui hat ihr Rückholprogramm für im Ausland
gestrandete Urlauber bei den eigenen Kunden und Auftragsflügen für
das Auswärtige Amt (AA) fast vollständig abgeschlossen. Zwischen 94
und 95 Prozent der wegen der Corona-Pandemie festsitzenden Touristen
seien mittlerweile wieder in Deutschland, hieß es am Mittwoch aus der
Unternehmenszentrale in Hannover.

Binnen zehn Tagen habe die Konzernlinie Tuifly knapp 70 000 Menschen
mit 350 Flügen in die Bundesrepublik gebracht. Es handele sich dabei
vor allem um Rückreisen aus Ägypten, Spanien (Kanarische Inseln,
Balearen), Portugal (Madeira) und von den Kapverdischen Inseln.

Das Tui-Krisenzentrum arbeite nun «mit Hochdruck» daran, bis zu
diesem Wochenende noch Kunden aus Fernzielen wie Thailand, Mauritius,
Mexiko oder Sri Lanka sicher nach Hause zu bringen. «Dazu chartern
wir auch Maschinen und nehmen auch Gäste von anderen Veranstaltern
mit, die in diesen Gebieten Urlaub gemacht haben.» Weil viele
Airlines ihren Betrieb unterbrochen hätten, seien derzeit kaum
alternative Linienverbindungen zu bekommen.

Aus der Karibik seien die Touristen weitgehend zurückgekehrt, im
Rahmen der AA-Aufträge Deutsche in Tuifly-Flugzeugen etwa aus Marokko
abgereist. Mehr als 250 Beschäftigte aus Cockpit und Kabine hätten
sich insgesamt freiwillig für Sonderflüge gemeldet. Nach Dubai werde
am Donnerstag eine weitere Maschine geschickt.

Die «Luftbrücke» für deutsche Touristen ist die größte Rückho
laktion
für Urlauber in der Geschichte der Bundesrepublik. Den überwiegenden
Teil des eigenen regulären Programms einschließlich Kreuzfahrten und
Hotelbetrieb hatte der weltgrößte Reiseanbieter Tui bereits Mitte
März vorübergehend eingestellt.

Die Reisebranche ist von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise
besonders stark betroffen. Die Buchungen sind im Keller, viele Länder
haben den normalen Luftverkehr unterbrochen. Tui erwägt, auch vom
Bund und mehreren Ländern auf den Weg gebrachte Hilfen zu beantragen,
wartet derzeit aber noch die formalen Beschlüsse von Bundestag und
Bundesrat ab. Man sei hierzu in Gesprächen, erklärte das Unternehmen.

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich
für eine staatliche Unterstützung der Tui ausgesprochen. Das Land
will dem Gesundheitswesen und der Wirtschaft - ergänzend zu den
Bundeshilfen - rund 4,4 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Dazu
wurde auch ein Nachtragshaushalt und ein erweiterter Rahmen für
Bürgschaften aufgesetzt.

Tui Deutschland hatte in der vergangenen Woche die Absage sämtlicher
Reisen bis zum 30. April verlängert. Viele Mitarbeiter sollen wegen
der schwierigen Geschäftslage von April an für bis zu ein halbes Jahr
in Kurzarbeit gehen. Über Einzelheiten, welche Betriebsteile wie
lange und zu welchen Anteilen davon betroffen sind, wird noch
verhandelt.