Ethikrat befasst sich mit Corona-Krise

Berlin (dpa) - Der Deutsche Ethikrat befasst sich derzeit mit den im
Kampf gegen das Coronavirus ergriffenen Maßnahmen. «Der Deutsche
Ethikrat arbeitet seit einigen Tagen im Auftrag von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an einer Stellungnahme», sagte
der Vorsitzende Peter Dabrock in einem Interview mit «Focus Online».
Nach seinen Angaben geht es darum, wie die Gesellschaft mit der
Corona-Krise umzugehen habe - auch die Angemessenheit der Maßnahmen
ist demnach Thema. «Wir hoffen, sie Ende der Woche veröffentlichen zu
können.»

Zu den zur Eindämmung des Virus verhängten Einschränkungen von
Freiheitsrechten sagte Dabrock: «Es wird einen Zeitpunkt geben, wo
diese Einschnitte enden müssen.» Ein konkretes Datum könne im
Augenblick wohl noch nicht festgelegt werden. «Wir warten ja jetzt
erst einmal, was diese zwei Wochen Ausgangseinschränkungen bringen.»
Dann müsse aber gesagt werden, «unter welchen Kriterien wir welche
Lockerungen vornehmen oder (...) ob Einschränkungen nur noch für
einzelne Risikogruppen zu empfehlen sind». «Solche Überlegungen
müssen bald angestellt werden, damit wir nicht Gefahr laufen, die
eindrückliche Solidarität im Lande zu verlieren. Jedenfalls dürfen
wir weder nur das gesamte wirtschaftliche Leben bedrohen noch unser
Gemeinwesen als Ganzes.»

Als konkrete Beispiele führte der Theologe an: «Wenn in Alten- und
Pflegeheimen Menschen lange Zeit von ihren Angehörigen getrennt
bleiben oder wenn in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe das
Zusammenleben an mangelnder Freizeitmöglichkeit schwer leidet oder
viele Menschen psychische Schäden davontragen, weil sie nicht mehr
zur Therapie kommen, sehen wir, dass die derzeit aus meiner Sicht
gebotenen Maßnahmen nicht ohne Zeitindex einfach so fortgeführt
werden können.»