UN-Syrienvermittler fordert wegen Coronavirus Waffenruhe

Genf/Damaskus (dpa) - UN-Syrienvermittler Geir Pedersen hat zu einer
landesweiten Waffenruhe für das Bürgerkriegsland aufgerufen, um das
neuartige Coronavirus zu bekämpfen. Die Lungenkrankheit Covid-19
bedrohe dort alle Menschen und Regionen, teilte Pedersen am Dienstag
in Genf mit. In Syrien seien medizinische Einrichtungen zerstört
worden, es fehlten medizinische Güter und Fachpersonal. Vertriebene,
Flüchtlinge, Häftlinge und Entführte lebten unter besonders
gefährlichen Umständen, erklärte der UN-Sonderbeauftragte.

Im letzten großen Gebiet unter Kontrolle von Rebellen um die Stadt
Idlib im Nordwesten Syriens gilt seit fast drei Wochen eine
Waffenruhe, die die Schutzmächte Russland und Türkei vereinbart
hatten. Trotz regelmäßiger Verstöße hält diese weitestgehend.
Pedersen warnte jedoch, jederzeit könne neue Gewalt ausbrechen.

Syrien hatte am Montag seinen ersten Coronafall gemeldet. Betroffen
davon ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums ein Patient in
Gebieten unter Kontrolle der Regierung. Um eine Ausbreitung des
Erregers Sars-CoV-2 zu verhindern, ordnete die Regierung eine
Ausgangssperre an. Sie trete am Mittwoch in Kraft und gelte von 18
bis 6 Uhr (Ortszeit; 17 bis 5 Uhr MEZ), meldete die staatliche
Agentur Sana.

Vor allem unter den Hunderttausenden Vertriebenen in den verbliebenen
Gebieten unter Kontrolle von Regierungsgegnern könnte ein Ausbruch
der neuartigen Lungenkrankheit verheerende Folgen haben. Allein seit
Anfang Dezember sind nach UN-Angaben fast eine Million Menschen im
Nordwesten Syriens vor Kämpfen und Bombardierungen geflohen.

In den dortigen Rebellengebieten herrscht große humanitäre Not. Es
fehlt an Essen, Unterkünften, Heizmaterial, aber vor allem an
medizinischer Versorgung. Viele Kliniken sind nach Luftangriffen
Syriens oder seines Verbündeten Russland außer Betrieb.