Bayerische Krankenhäuser im Corona-Stress - Hilfe zugesagt

Die Krankenhäuser rüsten sich für eine größere Zahl an
Corona-Patienten. Das kostet zusätzlich, während anderswo Einnahmen
ausfallen. Doch nicht nur hierbei soll es Lösungen geben.

München (dpa/lby) - Bayerns Krankenhäuser sehen dem erwarteten
Anstieg von Coronavirus-Infektionen mit «großer Anspannung» entgegen.

Das sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft
(BKG), Siegfried Hasenbein. Die Zahl der Patienten, die wegen
Infektionen mit Sars-CoV-2 stationär behandelt werden müssen, steige
zwar - es gebe aber «noch keine akute Krisensituation». Die
Staatsregierung will die Versorgung mit Medizinprodukten wie
Atemschutzmasken und Beatmungsgeräten vorantreiben und dafür die
heimische Produktion ausbauen. Zudem kümmert sich die Politik um
finanzielle Hilfen für die Kliniken. Auch sollen schwerkranke
Italiener in bayerischen Krankenhäusern behandelt werden.

Im Freistaat sind inzwischen 6362 Menschen positiv auf das neuartige
Coronavirus getestet worden. Es gebe 31 Tote, sagte Ministerpräsident
Markus Söder (CSU) am Dienstag auf Grundlage von Zahlen des
Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Stand Dienstag,
10.00 Uhr). «Es gibt keinen Anlass zur Entwarnung.»

Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) ergänzte, 700 Patienten
müssten stationär behandelt werden, davon 120 in Intensivbetten. Auch

35-Jährige müssten beatmet werden. Das sei keine Krankheit, die nur
Alte betreffe, betonte sie. Söder sagte, vor allem Raucher seien
gefährdet. Unklar ist, wie viele Menschen in Bayern genesen sind.

Die Ausstattung mit Schutzmaterial werde in einer ganzen Reihe von
Krankenhäusern bereits knapp, sagte BKG-Geschäftsführer Hasenbein.
Daher begrüße es der Klinik-Dachverband ausdrücklich, dass die
Staatsregierung insgesamt mehr als 800 000 Schutzmasken an die
Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Bayern verteilen lassen will.

Um Versorgungsengpässe bei Medizinprodukten zu bekämpfen, hat das
Wirtschaftsministerium Großlieferungen von Atemschutzmasken in
Auftrag gegeben. Erste seien schon eingetroffen. Kein Arzt müsse
befürchten, ohne Schutzmaske operieren zu müssen, sagte Ressortchef
Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Auch für Desinfektionsmittel gebe es
Lösungen. Vor einigen Tage habe er noch nicht gewusst, ob am Ende der

Woche noch OP-Besteck gereinigt werden könne. Das sei jetzt anders.

Laut Huml sind zudem 87 von 1200 bestellten Beatmungsgeräten
angekommen und sollen auf die Kliniken verteilt werden.
Maschinenbauunternehmen haben laut Regierung angeboten, ihre
Produktion in Bayern auf diese Geräte umzustellen. Diese sind
wichtig, weil das neuartige Coronavirus die Lungenkrankheit Covid-19
verursachen kann. Darüber hinaus liefen Gespräche mit
Pharmaunternehmen, um mehr Testkapazitäten bereitzustellen.

BKG-Geschäftsführer Hasenbein kritisierte die Regelungen, um die
finanziellen Probleme abzufedern, die viele Kliniken wegen der
Corona-Krise erwarten. Das Bundgesundheitsministerium habe zwar
zweimal nachgesteuert. Doch die Abläufe seien zu bürokratisch.

Ein Gesetzespaket, das das Bundeskabinett am Montag auf den Weg
brachte, soll Mehrkosten und Einnahmeausfälle auffangen. Der
«Rettungsschirm» könnte je nach Lage bis zu zehn Milliarden Euro
umfassen. So soll es unter anderem für jedes nun frei gehaltene Bett
pauschal 560 Euro pro Tag geben. Für jede neue intensivmedizinische
Behandlungseinheit mit künstlicher Beatmung sollen Kliniken 50 000
Euro Bonus bekommen. Die bayerische Regierung kündigte am Dienstag
an, hier bei Bedarf für die Krankenhäuser im Freistaat nachzulegen.

Hasenbein sagte, viele Krankenhäuser versuchten, Pflegekräfte und
Ärzte vorübergehend aus dem Ruhestand zurückzuholen. Und es gebe
unkonventionelle Maßnahmen: So würden Beschäftigte aus der Verwaltung

in einigen Kliniken darin geschult, Atemschutzmasken zu nähen.

Der Freistaat will ab dem 1. April die Kosten für Essen und Trinken
der Pflegerinnen und Pfleger in Krankenhäusern, Altenheimen, aber
auch Behinderteneinrichtungen übernehmen. «Wir wollen einfach ein
Signal setzen, des Dankeschöns, schon jetzt für die Arbeit, die dort
geleistet wird», sagte Ministerpräsident Söder dazu.

Weiter kündigte er an, im Rahmen der Möglichkeiten solle Bayern mit
«medizinischem Gerät» Italien helfen aber auch einige Patienten vor
dort aufnehmen. «Wir wollen auch da ein Signal der Humanität setzen.»

Wie viele Menschen aufgenommen werden sollen, blieb unklar. Bayern
folgt damit dem Beispiel anderer Bundesländer. Mit Zehntausenden
registrierten Infizierten und mehr als 6000 Toten ist Italien
besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen.