Zahlreiche Anzeigen wegen Verstößen gegen neues Kontaktverbot

Abstandhalten ist die Herausforderung beim Einkaufen oder
Spazierengehen. Und nicht in Gruppen unterwegs sein. Seit Montag
achtet auch die Polizei auf die Einhaltung und muss prompt Anzeigen
schreiben.

Berlin (dpa/bb) - Am ersten Tag der strengeren Kontaktverbote hat die
Berliner Polizei direkt eine ganze Reihe von Verstößen festgestellt
und angezeigt. Am Montagabend und in der Nacht zu Dienstag waren es
zwölf Ordnungswidrigkeiten wegen der Nichteinhaltung der
Kontaktbeschränkung in der Coronakrise, wie die Polizei am Dienstag
mitteilte. Die entsprechende Zahl zu den Verstößen am Montag tagsüber

wurde noch nicht bekannt gegeben. 300 Polizisten waren dabei jeweils
tagsüber und nachts für Kontrollen von Geschäften, Imbissen und
Menschen im Einsatz.

Wegen der Coronakrise gilt in Berlin ein Abstandsgebot: Bei jedem
Aufenthalt außerhalb der eigenen Wohnung ist ein Mindestabstand von
1,5 Metern zu anderen Menschen einzuhalten. Man darf nur alleine oder
zu zweit unterwegs sein. Ausnahmen gelten für Familien und Bewohner
gemeinsamer Wohnungen.

Die Polizei stellt außerdem am Dienstag tagsüber 53 Verstöße von
Imbissbesitzern und Bäckereien, die Kunden in ihren Räumen essen
ließen, fest. 37 Lokale und Geschäfte wurden sofort geschlossen. Es
gab 43 Strafanzeigen. In der Nacht entdeckten die Polizisten 64
Verstöße, 7 Mal mussten die Lokale schließen. Es gab 27 Strafanzeigen

wegen des Infektionsschutzgesetzes.

Ein Supermarkt-Betreiber in Schmargendorf
(Charlottenburg-Wilmersdorf) musste sein Geschäft dicht machen, weil
zu viele Kunden gleichzeitig einkauften und den vorgeschriebenen
Mindestabstand nicht einhielten. Ein Beobachter hatte die Polizei
alarmiert. Zwei Polizisten postierten sich vor dem Eingang und
versuchten, den Zugang zu regeln. Als das nicht ausreichend klappte,
schloss der Betreiber das Geschäft.

Die Polizei wies außerdem darauf hin, dass wegen der Coronakrise
nicht nur Friseurläden und Nagelstudios geschlossen sind, sondern
auch entsprechende Hausbesuche verboten sind. «Wahre Schönheit kommt
von innen», schrieb sie bei Twitter und betonte: «Das sollten alle
wissen, die versuchen, Hausbesuche zum Frisieren, zu Kosmetik,
Nageldesign etc. zu vereinbaren.» Der Polizei seien bislang aber
keine entsprechenden Fälle bekannt, sagte ein Sprecher.

Auch zu Todesfällen gab die Polizei Auskunft. «Zu einer Beerdigung
gehört auch eine Trauerfeier, zu der Sie sich mit bis zu 10 Personen
versammeln dürfen», hieß die Antwort auf die Twitter-Frage einer
Frau, deren Großmutter gestorben ist. Es sollte aber eine Liste der
Trauergäste erstellt werden.

Überhaupt ist die Polizei derzeit ständig auch als Ratgeber gefragt.
Es gingen täglich Anfragen von besorgten Einwohnern jenseits von
Kriminalität ein. «Was darf ich, was darf ich nicht - darum dreht
sich das Meiste», sagte ein Sprecher. Die Polizei erkläre per Twitter
Regelungen zur Beschränkung des öffentlichen Lebens, um Menschen die
Unsicherheit zu nehmen.

Nordrhein-Westfalen erließ dazu einen Bußgeldkatalog mit
Höchststrafen bis zu 5000 Euro. Bei Zusammenkünften von mehr als zwei
Personen in der Öffentlichkeit werden danach 200 Euro von jedem
Beteiligten fällig. Verbotenes Picknicken kostet 250 Euro pro
Teilnehmer. Der Verzehr von Außer-Haus-Speisen näher als 50 Meter am
Restaurant oder Imbiss kostet 200 Euro. Ob Berlin ähnliches plant,
war am Dienstag noch nicht klar.

In Berlin gab es bis Montagnachmittag 1219 bestätigte Infektionen mit
dem Coronavirus. 47 Menschen werden in Krankenhäusern behandelt, 22
von ihnen wegen schwerer Verläufe auf Intensivstationen. Zwei
Menschen im Alter von 70 und 95 Jahren starben bereits.